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Genre-Mix nach erfolgreichem Hörspiel punktet mit Michael Kessler
Seltsame Verbrechen beschäftigen (v. l.) Chris Oberreuther, Nadja Saleh und Thomas Falbner von der Polizei - sowie Café-Besitzerin Susanne Ludwig, Pfarrer Franz Hartl, Psychologe Stefan Schwab und Polizistin Anna Leitner
Paramount+
TV-Kritik/Review: "Kohlrabenschwarz" gelingt als deutsche Eigenproduktion von Paramount+/Paramount+

Paramount+ spielt mit  "Kohlrabenschwarz" einen Trumpf aus: Die deutsche Eigenproduktion fasziniert mit Grusel und Spannung. Krimi und Mystery ergänzen einander. Humor ist fein verteilt in den sechs Folgen. Nach  "Der Scheich" und  "A Thin Line" bringt der Streaming-Dienst eine weitere Serie für Deutschland, Österreich und die Schweiz. Dabei verwertet Showrunner Tommy Krappweis ( "Bernd das Brot") das eigene Hörspiel "Kohlrabenschwarz", das Audible großen Erfolg geschenkt hat. Comedians wie Michael Kessler ( "Die Läusemutter") und andere Darsteller wie Bettina Zimmermann ( "Ein Fall für zwei") steigen erneut in ihre Rollen: Ihnen gelingt es, die Tonlage an das andere Medium anzupassen. Nicht zuletzt könnten die Episoden als unterhaltsames Lehrmaterial über die deutsche Seele dienen - die leider manchmal durchdreht.

Erik Hafner von "Pastewka" übernimmt Regie

Erik Haffner ( "Pastewka") hat verständig inszeniert. Er erweitert sein Spektrum, indem er keine Abfolge von Gags liefert. Ähnlich wie in  "Meuchelbeck" testet Erik Haffner dramatische Elemente, ohne seine Wurzeln in der Komik zu kappen. Gäste wie Götz Otto ( "Dignity"), Christian Tramitz ( "Hubert ohne Staller") und Gregor Bloéb ( "Totenfrau") bereichern die Besetzung - je kürzer, desto stärker. Eine Figur kann Eindruck hinterlassen, selbst wenn sie nur einen Augenblick auftaucht. Die Serie erstaunt eben mit ihren Ideen. Zusätzlich ist das Erscheinungsbild zu würdigen: Licht und Schatten verdichten die Atmosphäre. Die Ausstattung etwa in vergessenen Kellern vermittelt Vergänglichkeit. Visionen beängstigen, anstatt als Alibi für Komplexität herzuhalten.

Der Kraxelmann entführte Kinder und Jugendliche in früheren Zeiten
Der Kraxelmann entführte Kinder und Jugendliche in früheren Zeiten Paramount+

All die guten Sachen

"Kohlrabenschwarz" fesselt mit Mythologie und Ironie. Dabei erinnert die Serie sogar an die Literatur und Stimmung der Romantik. Das Team stammt hauptsächlich aus der Comedy. Trotzdem drehen Bettina Lamprecht und Michael Kessler weniger auf als in der  "heute-show" und  "Switch Reloaded". Sie vermitteln das Grauen der Überlieferungen. Schon der Vorspann mit den schaurigen Skulpturen stimmt das Publikum auf die Gefahren ein. Peter Ketnath legt sein dramaturgisches Korsett aus  "SOKO Stuttgart" ab: Er überrascht als evangelischer Pfarrer Franz Hartl in Oberbayern: All die guten Sachen habe ich mir von den anderen abgeguckt, kopiert er katholische Erfolgsformeln. Mit Einfühlungsvermögen und Frechheit überdeckt der Kirchenmann eigene Geheimnisse. Notfalls schießt er mit einem Colt.

So starten unheimliche Geschehnisse

Die Entführung eines Teenagers startet die unheimlichen Geschehnisse. Psychologe Stefan Schwab (Michael Kessler) und Kommissar Thomas Falbner (Jürgen Tonkel,  "Die Chefin") befragen den minderjährigen Zeugen. Kriminaldirektor Eberhard Kroiss (Axel Milberg,  "Tatort") hasst den Psycho-Dödel und motzt über fehlende Ermittlungsergebnisse. Allerdings leugnet der Chef von Thomas Falbner, dass fünf Jugendliche innerhalb von drei Tagen verschwunden sind. Mehr Interesse zeigt Kollegin Anna Leitner (Bettina Lamprecht). Zwischendurch ein Einblick in die Familie des Opfers: Wenn Sie ihn g'fund'n ham, behalten's ihn einfach, empfiehlt Simons Mutter dem Psychologen.

Nacht im Gästezimmer führt zum Kraxelmann

Als Stefans Auto liegen bleibt, landet der frustrierte Ermittler bei Susanne (Bettina Zimmermann): Seine Ex-Frau erlaubt ihm, im zugemüllten Gästezimmer zu nächtigen. Ansonsten serviert sie Globuli und kluge Ratschläge. Wider Erwarten mag er seinen Nachfolger Franz an Susannes Seite - selbst wenn die beendete Beziehung noch lange nicht geklärt ist. Angesichts des ungewöhnlichen Verhaltens von Franz wird Stefan immer wieder fragen: Was bist du eigentlich für ein seltsamer Pfarrer? Zögerlich nimmt der Psychologe die Witterung im Fall auf: Alle Kinder wurden von einer Person entführt, die sich als moralische Instanz aufspielt, indem sie böse Kinder bestraft. In einem Video war der Verbrecher nicht zu erkennen, aber zu hören: Du bist ein ganz arg böses Kind. Dieser Spruch erinnert Franz an die alte Geschichte vom Kraxelmann: Einst steckte diese legendäre Figur junge Übeltäter in ihre Kraxe - mit dieser Rückentrage zogen etwa Hausierer über Land. Der Kraxelmann schlachtete und fraß später die Heranwachsenden.

Kommissarin Anna Leitner (l., Bettina Lamprecht) und Psychologe Stefan Schwab (r., Michael Kessler) haben nicht geplant, Susanne (Bettina Zimmermann) mit ihrem Freund Franz (Peter Ketnath) zu treffen
Kommissarin Anna Leitner (l., Bettina Lamprecht) und Psychologe Stefan Schwab (r., Michael Kessler) haben nicht geplant, Susanne (Bettina Zimmermann) mit ihrem Freund Franz (Peter Ketnath) zu treffen Paramount+

Märchen und Sagen zeigen blutige Realität

Morde zeigen im Laufe der Serie, dass sie keineswegs als Satire zu verstehen ist. Märchen und Sagen führen in eine blutige Realität. Die Zuschauerinnen und Zuschauer wissen erst nach einiger Zeit, ob übernatürliche Kräfte beteiligt sind. Damit beschreitet "Kohlrabenschwarz" einen anderen Weg als zum Beispiel  "Grimm": Diese sechs Staffeln bauen sofort auf Mystery und Fantasy. Oder in  "Once Upon a Time" wechseln Charaktere zwischen dem Märchenreich und unserer Welt. Phantastische Elemente prägen mitunter Krimis. Allerdings ist selten eine originelle Mischung unterschiedlicher Genres wie in "Kohlrabenschwarz" zu genießen. Gefühle und Witz bereichern die Handlung. Wann sonst erlauben deutsche Produktionen so viel Abwechslung und Leichtigkeit?

Fiesling und Naturgeist gehören zur deutschen Kultur

Andererseits könnte diese Serie außerhalb von Deutschland versagen. Schon die Symbolik des Waldes gehört zur deutschen Kultur wie Autobahn, Mülltrennung und Wurst. Grimms Märchen sind weltberühmt. Aber die Anspielungen und der Humor von "Kohlrabenschwarz" sind nicht überall zu verstehen. Das Erzähltempo wirkt beschaulich. Trotzdem vergehen 40 bis 45 Minuten einer Episode wie im Flug. Ohnehin scheut die Serie weder Schockeffekte noch Cliffhanger. Die Handlung wird nicht vollständig aufgelöst: Wir brauchen also eine Fortsetzung! Wie sollen wir sonst mit den Erzählungen von Frau Perchta oder vom Rattenfänger einschlafen, wenn dank eines Fieslings die Lage ausufern könnte? Immerhin hilft ein Schwarzalb Stefan und seinen Freunden. Meistens erscheint dieser Naturgeist in menschlicher Gestalt unter dem Namen Altjoft Erdmann (Tim Seyfi,  "Atiye: Die Gabe").

Erdmann (Tim Seyfi) kennt Hamlet vermutlich von früher
Erdmann (Tim Seyfi) kennt Hamlet vermutlich von früher Paramount+

Türknauf öffnet neue Perspektive

Die Serie verweist auf geheimnisvolle Artefakte: Auf diese Weise wechselt das Erzähltempo. Oder das Publikum erlebt plötzliche Wendungen. Ein Türknauf kann eine neue Perspektive öffnen. Solche Tricks mit Artefakten funktionieren auch etwa in  "Warehouse 13" und  "The Quest - Die Serie". Indes erfüllen diese magischen Gegenstände keinen Selbstzweck. Die Aktionen und Motive der Figuren zählen eher als irgendwelche Gimmicks. Für das Hörspiel gelten ähnliche Regeln. Personen anstatt Sachen verursachen die unwirkliche Bedrohung. Dennoch erfreuen Einfälle wie eine verborgene Stadt unter dem Wiener Zentralfriedhof. Spaß bereitet der zugewucherte Minigolf-Platz im Wald. Susannes Kenntnisse in nordischer Mythologie helfen bei den Ermittlungen.

Paramount+ gebührt Lob, mit "Kohlrabenschwarz" zu experimentieren. Vielleicht irritiert die Serie Zuschauerinnen und Zuschauer, die Grenzen zwischen den Genres bevorzugen. Andererseits ändern sich die Sehgewohnheiten im Zeitalter von Streaming so schnell, dass diese ungewöhnlichen Erzählungen die Abonnenten nicht verscheuchen.

Dieser Text beruht auf Sichtung der sechsteiligen Serie "Kohlrabenschwarz".

Meine Wertung: 4/5

Ab dem 8. Juni stellt Paramount+ alle Episoden von "Kohlrabenschwarz" zum Streaming bereit.


 

Über den Autor

Seit 2016 hat Stefan Genrich Websites entwickelt und an einer Hochschule unterrichtet. Vor einer siebenjährigen Pause bei TV Wunschliste würdigte er das weihnachtliche TV-Programm im United Kingdom: Sein Herz schlägt für britisches Fernsehen. Daher verfolgt er jeden Cliffhanger von „Doctor Who“. Der Journalist kritisiert nebenberuflich Serien. Ihn ärgern Mängel bei ARD und ZDF – oder er genießt „Tagesthemen“ sowie „Nord bei Nordwest“. Frühe Begegnungen mit „Disco“ und „Raumschiff Enterprise“ haben Spuren hinterlassen. Später scheiterte Stefan beim Versuch, die Frisur von „MacGyver“ zu kopieren. Wegen „Star Trek: Strange New Worlds“ und „1923“ mag er Paramount+.

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Leserkommentare

  • swanky schrieb am 10.06.2023, 22.52 Uhr:
    nix Halbes und nix Ganzes. Nach 20 Minuten hats mir gereicht!