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TV-Kritik/Review: "The Last of Us": Wie gut ist die Videospiel-Adaption mit Pedro Pascal gelungen?

(15.01.2023/ursprünglich erschienen am 10.01.2023)

Als The Last of Us
2013 für die Playstation erschien, war das eine Zäsur: Selbst den größten Gaming-Ignoranten konnte damals anhand dieses Action-Adventures vorgeführt werden, dass sich in Videospielen Geschichten erzählen lassen, die es in Sachen Komplexität und Emotionalität mühelos mit Film und Fernsehen aufnehmen können. Auch heute noch verblüfft das Spiel mit seinen moralischen Grauzonen, tragischen Abgründen und abrupten Perspektivwechseln. Keine Frage also, dass der HBO-Serienversion dieses postapokalyptischen Meisterwerks seit Langem entgegengefiebert wurde. Kommenden Sonntag startet
Grund zur Skepsis hatte es ja durchaus gegeben, schon weil es bislang eben nicht allzu viele gute Videospielverfilmungen gibt. Das zentrale Problem ist dabei immer dasselbe: Wie schafft man es, einen Plot tragfähig zu halten, wenn das interaktive Element wegfällt? Schon manche Umsetzung stand, um das Gameplay bereinigt, am Ende ziemlich nackt da. "The Last of Us" dagegen hatte sich bereits als Spiel so episch und filmisch angefühlt, dass eher die gegenteilige Sorge im Raum stand: Würden womöglich nur die ikonischen Cut-Scenes nachinszeniert? Wo wäre da der Mehrwert?
Doch die Skepsis wich am Ende einer gespannten Vorfreude. Neil Druckmann, Autor und Regisseur des Spiels, machte sich höchstselbst an die Umsetzung als Serie - und holte Craig Mazin mit an Bord. Mazin, der das Spiel laut eigener Aussage zwölfmal durchgespielt hat und also sicher nicht im Verdacht stand, die Vorlage irgendwie dekonstruieren zu wollen, verfügt als Autor der Miniserie
Und das sieht man. Die Ausstattung der neun Episoden, deren erste in Deutschland am Sonntag bei WOW und Sky Q abrufbar sein wird, ist optisch so spektakulär nah am Spiel, dass man es kaum glauben mag. Da wurden nicht einfach nur ein paar rostige Autos hingestellt und mit Ranken aus dem Gartencenter dekoriert, um den Zerfall einer ganzen Welt darzustellen, nein: Von epischen Totalen bis ins kleinste Detail wird das Worldbuilding des Games genau nachempfunden. Die schief in die Stadt gekippten Hochhäuser im zerstörten Boston, die gespenstisch verlassenen Geschäfte, die Quarantänezonen, die dunklen Keller, die Universität im Herbst, der verschneite Ferienort: Bis in die Farbpalette hinein hält sich die Serie ans Spiel, dabei begleitet von derselben Musik. Die geisterhaft-spartanischen Western-Gitarrenklänge von Oscarpreisträger Gustavo Santaolalla (
Doch im Spiel geht ja um mehr als das, und auch mehr als das ist hier gelungen. "The Last of Us" ist im Kern die Geschichte einer Annäherung und die Erkundung der Umstände, unter denen Liebe und Freundschaft, mithin: ziviles Leben noch möglich sein können nach der Katastrophe, in der alptraumhaftesten aller Welten. Es geht um Joel, den desillusionierten Mittfünfziger, und Ellie, die Vierzehnjährige, die gemeinsam quer durch die verheerten USA reisen und sich zusammenraufen müssen, als Beschützer und Beschützte, oder ist es am Ende andersherum? Alles steht und fällt in dieser Story mit der Glaubwürdigkeit dieser anfänglichen Zwangsgemeinschaft. Mit
Pascal hat dabei die nicht einfache Aufgabe zu bewältigen, einen "Platzhalter" auszufüllen. Schließlich war Joel im Spiel die meiste Zeit über die Figur, die von den Spieler*innen gesteuert wurde. Kaum Näheres erfuhr man über ihn, noch weniger gab er selbst von sich preis. Damit blieb Raum für die Personen am Controller, sich selbst in Joel hineinzuimaginieren. Joel wurde vor allem über die Tragödie definiert, die sich gleich zu Beginn abspielt und die Fallhöhe markiert, von der aus fortan alles abhängt. Der Ausbruch der Apokalypse, um die es in "The Last of Us" geht, einer tödlichen Pilzinfektion, die alle Infizierten in kannibalistische "Zombies" verwandelt, fällt bei Joel in eins mit einer privaten Katastrophe. Die Eröffnungssequenz des Spiels rund um den alleinerziehenden Mann und seine Tochter Sarah (Nico Parker) gehört zum emotional Forderndsten, was es im Videospielbereich bis dato zu erleben galt, und Mazin, der die spielfilmlange Pilotepisode inszenierte, gelingt es, diese Wucht einzufangen.

Der eigentliche Plot beginnt zwanzig Jahre nach dieser von der globalen Tragödie überschatteten privaten Tragödie. Die Pandemie hat die Menschheit dahingerafft, der kleine Rest - the last of us - lebt in Quarantänezonen (QZ) und wird von einer dubiosen Militärregierung gegängelt. Joel ist jetzt ein depressiver Zyniker, ein Schmuggler in der QZ von Boston. Eines Tages soll er, anfangs noch gemeinsam mit seiner Gefährtin Tess (Anna Torv aus
Viel wird es auf dieser Reise durch die kaputte Welt, beim steten Kampf gegen Infizierte wie Nicht-Infizierte, darum gehen, ob und wann Joel es erlauben wird, sich nach Jahrzehnten der emotionalen Verpanzerung wieder zu öffnen und Gefühle zuzulassen. Dadurch, dass Bella Ramsey eine etwas herbere, patzigere Ellie spielt als ihr sehr idealisiert gezeichnetes Äquivalent im Game, erscheint dieser Prozess sogar noch glaubwürdiger. Im Spiel verhielt sich Joel nach ewig langer gemeinsamer Reise immer noch schroff gegenüber der "Ersatztochter"; in der Serie lässt Pedro Pascal schon früher Zwischentöne durchblitzen.
Den Umstand, dass die Serie natürlich nicht darum bemüht sein kann, die einzelnen Action-Setpieces des Spiels nachzuinszenieren (nach dem Motto: Wie kommen Joel und Ellie in diesem "Level" von A nach B?), gleichen Druckmann und Mazin mit mehr Hintergrund aus - von Figuren und Themen. So geht es beispielsweise immer wieder um die Historie des auslösenden Infekts, der sich in der Serie über kleine eklige Fädchen verbreitet (und nicht über Sporen wie im Spiel). Das Rhizom des Cordiceps-Pilzes wuchert bereits durch die Titelsequenz, kleine Exkurse führen in die Vergangenheit zurück und weit über die Grenzen der USA hinaus. Dabei geht es auch um das Kalte und Tödliche der Bürokratie - da ist Craig Mazin ganz in seinem "Chernobyl"-Element.
Auch die Figuren selbst werden näher beleuchtet: Ellies Kindheit im Internat sowie ihre erste große Liebe zu Mitschülerin Riley (Storm Reid aus

Im Großen und Ganzen folgt die Serie nicht nur Dramaturgie des Spiels sehr eng, sondern auch der Inszenierung mit teilweise Bild für Bild nachgestellten Sequenzen. Dennoch gibt es einige kleinere (und zwei, drei größere) Änderungen (die wir hier nicht verraten), die allerdings nicht wesentlich in den Gesamt-Plot eingreifen. Wer alles exakt 1:1 so haben möchten wie in der Vorlage, als sei diese in Stein gemeißelt, wird mutmaßlich trotzdem motzen. Der Rest des Publikums dürfte Mazins behutsame, einfallsreiche und stets dem Geist des Spiels verpflichteten Umstrukturierungen indes zu schätzen wissen, zumal sie vom Originalautor abgesegnet wurden. Dazu gehören auch einige neue Figuren (Melanie Lynskey und Graham Greene wären hier zu nennen; Troy Baker und Ashley Johnson, die Joel und Ellie im Game spielten, sind in anderen Rollen zu sehen), wobei die wichtigen Charaktere des Spiels (Henry und Sam, David, Maria) ebenso wenig fehlen wie die zentralen Dialoge, die meist sogar direkt übernommen wurden. Der wichtigste von ihnen ist sicher der Streit zwischen Joel und Ellie in einem Farmhaus in Wyoming:
Die tiefe Traurigkeit, die das Spiel durchzog, kennzeichnet auch die Verfilmung. "The Last of Us" ist womöglich die schwermütigste Post-Apokalypse-Serie, die es bislang zu sehen gab. Sie bietet weit mehr als nur die nächste Variante altbekannter
Dieser Text basiert auf der Sichtung der kompletten Staffel von "The Last of Us".
Parallel zur Weltpremiere in den USA wird "The Last of Us" ab dem 16. Januar on Demand von Sky Deutschland über Sky Q und WOW veröffentlicht. Die lineare Ausstrahlung in UHD-Qualität erfolgt bei Sky Atlantic zu einem späteren Zeitpunkt.
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Leserkommentare
Sentinel2003 schrieb am 05.11.2023, 02.58 Uhr:
Ich habe "The Last of Us" jerzt erst angefangen und bin sprachlos, wie fantastisch das Ding ist!!! Vor allem dieses Mädchen und ihr Spiel sind fantastisch!! Wobei natürlich auch ihre deutsche Stimme dazu wohl sehr viel beiträgt....keine Ahnung, ob Bella Ramsay in der OV auch solch geniale Sprüche ablässt, wie in der deutschen Version....die deutsche Stimme passt auch hervorragend! Ich habe schon einige Szenen sooft zurück gepult, da ich dieses Spiel von Maisy und alles, was Sie sagt einfach irre genial finde! Das Zusammenspiel auch mit ihrem Serien "Partner" Pedro Pascal ist auch genial....
Rudison schrieb am 31.01.2023, 04.39 Uhr:
Kannte das Game bisher nicht, aber was ich hier gelesen und in den bisherigen Folgen sehen konnte, hat mich auf das Game aufmerksam gemacht. Werde beides weiter verfolgen.
Dr. Seltsam schrieb am 24.01.2023, 02.49 Uhr:
Hmm. Ich habe zwar erst zwei Folgen der Serie gesehen, aber sonderlich anders als "The Walking Dead" finde ich die bisher nicht. Vielleicht muss man das Spiel mögen um auch die Serie zu mögen. Bisher reißt die mich aber nicht vom Hocker.
User 65112 schrieb am 12.01.2023, 14.22 Uhr:
Vielen Dank für die tolle Rezension! Ich freue mich schon so sehr. Allein die Begriffe "Pedro Pascal", "zynisch" und "schwermütig", sind alles, was ich hören muss, um zu wissen, dass es eigentlich nur großartig werden kann :-))
Fernsehschauer schrieb am 10.01.2023, 14.07 Uhr:
Wie könnt ihr die ganze Staffel schon gesehen haben? Die erste Folge läuft doch auch in den USA erst am Sonntag an? Wundert mich ja sowieso schon dass ihr so früh und dann noch bei einer großen HBO Prestige Serie einen Vorab Einblick bekommt aber dann wird für die Presse gleich die komplette Staffel zur Verfügung gestellt? Höchst ungewöhnlich....
Wie startet es dann bei WOW wenigstens mit deutschen Untertiteln?Bernd Krannich schrieb am 13.01.2023, 01.06 Uhr:
Auf WOW, so die Ankündigung von Sky, soll auch gleich die deutsche Synchronfassung zum Streaming zur Verfügung stehen.Was den Rest deiner Frage (Anschuldigungen?) betrifft: Wir konnten unseren Text zur gleichen Zeit veröffentlichen, wie auch Redaktionen in den USA oder UK.
Torsten S schrieb am 10.01.2023, 10.20 Uhr:
Na, na, na, ob das wirklich die bislang beste Videospiel-Adaption werden wird, wird sich noch zeigen. Ich, als Gamer dieses Spiels, bin noch sehr skeptisch. Zu oft wurde man gerade im letzten Jahr mit überschlagenen Vorankündigungen toller Serien gelockt, doch die Enttäuschung war dann sehr groß. Bestes Beispiel der teuersten Serie bisher von amazon Die Ringe der Macht, die zwar doch eine tolle Optik begeistern konnt, doch durch eine zähe Handlung und Langweilie in keinsterweise überzeugen konnt. Auch Netflix setzte einige Fantasy-Serien schon nach einer Staffel wieder ab, obwohl sie groß angekündigt wurden.
Ob The last of us wirklich überzeugen kann, den Zuschauern gefällt und auch den skeptischen Gamern gefallen wird, oder ob auch das ein langweiliger Rohrkrepierer wird, zeigt sich doch erst im Laufe der ersten Staffel, wieviele dabei bleiben.
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