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TV-Kritik/Review: "The Little Drummer Girl": Regiegenie Chan-wook Park liefert aufregendes Schauspiel der Spione

(26.11.2018)

In der zweiten Episode fällt der Satz, der das übergreifende Thema dieser Miniserie fast schon überdeutlich auf den Punkt bringt: "Verwechsle niemals Schauspiel und Wirklichkeit - das ist gefährlich!" Okay, dass Spionagegeschichten immer auch vom Schauspielen, vom Sichverstellen, vom So-tun-als-ob, also: vom möglichst kunstvollen Lügen handeln, das ist keine neue Erkenntnis. Doch
Erzählt wird, auf der Grundlage des 1983 erschienenen Le-Carré-Erfolgsromans "Die Libelle", von einer israelischen Agenteneinheit um den sehr eigenwilligen Meisterspion Martin Kurtz (Michael Shannon), der im Jahr 1979 dem Palästinenser Khalil Al-Khadar (Charif Ghattas), seiner Schwester Fatmeh (Lubna Azabal aus
Das ist ein Standard-Spionageplot, der, weil er sich vor dem Hintergrund des Nahostkonflikts entfaltet, einerseits darauf aufmerksam macht, dass sich in den vier Jahrzehnten seit der Spielzeit der Erzählung zu dessen Lösung politisch bedauernswert wenig getan hat, andererseits aber durch die Involviertheit einer Schauspielerin auf die entsprechend zentrale Fährte führt: Charlies verkrachte Kneipentheatertruppe probt gerade Shakespeares Komödie "Wie es euch gefällt", deren berühmtester Vers bekanntlich lautet: "Die ganze Welt ist Bühne / und alle Frau'n und Männer bloße Spieler". Und für die Spionagewelt der vorgetäuschten Rollen und aufgesetzten Charaktermasken gilt diese Sicht der Welt als ewige Performance noch stärker.
Im zweiten Handlungsstrang geht es um Kurtz' (an Spielbergs
Nach dieser verblüffend eleganten Einführung in die Welt der Spionageschauspielerei bleibt die Serie auch weiterhin bei diesem Thema. Charlies Bohème-Lebenslauf als Revoluzzerkind aus harten Verhältnissen wird von Kurtz & Co. genüsslich als Selbstinszenierung einer ganz normalen Bürgerstochter entlarvt, ihre häufigen Besuche bei pro-palästinensischen "Anti-Imperialismus"-Treffen sind den Agenten längst bekannt - doch ihre dreisten Lügen machen sie zur idealen Kandidatin im geplanten Intrigenspiel gegen Khalil. Sie gewinnt damit das "Casting" als Doppelagentin. "Wir lieben Dich dafür", sagt Gadi. "Denn wir sind auch so."
Fortan wird er wie in einer Schauspielübung die Rolle proben, die sie in Kurtz' Auftrag fortan spielen soll - als vermeintliche Geliebte Salims, die sich das vertrauen seines Bruders Khalil erschleichen soll. Das ist der Kern von Roman und Serie: Das Verlieben in einen Mann, den sie gar nicht kennt (Salim), probt Charlie schauspielerisch mit einem Mann (Gadi), in den sie sich tatsächlich verliebt hat. Spätestens in diesen Szenen verwischen sich Realität, Spiel, Einbildung und Rückblende auf reizvolle Weise, und der Agentenplot weitet sich zur Reflexion über die Legitimität des taktischen Verstellens. Das birgt freilich eine dramaturgische Gefahr, denn womöglich könnte sich dieses Oberthema am Ende als spannender erweisen als der Plot selbst - der auf die genretypischen Loyalitätskonflikte zusteuern dürfte.
Keine Frage, dass es für eine filmische Erzählung über Vertrauen und Verrat, Schauspiel und Wirklichkeit in den Hauptrollen ebenfalls beeindruckender Schauspieler bedarf - und die hat Chan-Wook hier allemal zur Verfügung: Kantschädel Michael Shannon, bekannt durch viele tolle Rollen in vielen ebenso tollen Indie-Filmen (
Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten beiden Episoden von "The Little Drummer Girl".
Gian-Philip Andreas
© Alle Bilder: BBC
Die sechsteilige Miniserie "The Little Drummer Girl" ist eine Gemeinschaftsproduktion des US-Senders AMC und der BBC und wurde im Spätherbst 2018 erstmalig ausgestrahlt. Eine deutsche Sendeheimat ist bisher nicht bekannt geworden.
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