ZDF-Programmdirektor Himmler: "Selbst die 'heute-show' hätte um 20.15 Uhr nichts verloren"

Das ZDF befindet sich derzeit auf der Suche nach einer geraden Linie. Nach dem Ende von  "Wetten, dass..?" ist das Show-Angebot des Mainzer Senders recht überschaubar. Stattdessen setzt man weiterhin verstärkt auf noch mehr Krimis und will mit  "Hanna Hellmann" und  "Lena Lorenz - Willkommen im Leben" eine neue "Heimatfarbe" im Programm etablieren. Wie ein Fremdkörper wirkt in diesem Umfeld das  "NEO Magazin Royale" mit Jan Böhmermann, das ab morgen - versteckt am Programmrand um Mitternacht - im ZDF zu sehen ist.

"Ich finde es bisweilen mühsam, immer begründen zu müssen, warum wir tolle Programme, die bewusst nischig, intellektuell und zugespitzt angelegt sind, nicht um 20.15 Uhr senden. Selbst die  'heute-show' hätte um 20.15 Uhr nichts verloren", verteidigt Programmdirektor Norbert Himmler im Interview mit der Süddeutschen Zeitung den Sendeplatz. Mit dieser Forderung würde man außerdem den Millionen Krimi-Zuschauern oder  "Bergdoktor"-Fans den Wunsch absprechen, um diese Zeit ihre Lieblingsserien sehen zu wollen.

Massenkompatibel soll auch der Samstagabend nach der Ära von "Wetten, dass..?" bleiben. "Unser Kernpublikum am Samstagabend sind Familien - Eltern zwischen 30 und 50 zusammen mit ihren Kindern, gerne auch die Großeltern." Demnächst will man dieses mit Kerners Spieleabend  "Das Spiel beginnt!" und der neuen Quizshow  "1000 - Wer ist die Nummer 1?" erreichen. Unterhaltung habe auch viel mit Haltung zu tun, meint Himmler. Deshalb hätten Sendungen wie  "Das Supertalent" oder  "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!" trotz des Quotenerfolgs nichts im ZDF verloren.

Lobende Worte hat der Programmdirektor dagegen für Schlager- und Quotenkönigin Helene Fischer übrig: "Es gibt kaum eine andere Künstlerin, die es schafft, alle Generationen vor den Schirm zu bringen. Musikunterhaltung ist eine der traditionsreichsten Farben im Showbereich, denken Sie an Peter Alexander."

Die Tatsache, dass derzeit vor allem Krimis das ZDF-Programm bestimmen, sieht Himmler in üblichen Zyklen begründet. "Es gibt Zeiten der großen Unterhaltung und der großen Shows. Aber es gibt auch Phasen, wie jetzt, in denen fiktionale Programme vorne sind. [...] Es wird aber wieder die Zeit kommen, in der das deutsche Publikum mehr Show und weniger Krimis haben möchte."

Auch wenn das ganz junge Publikum nicht im Fokus des ZDF ist, möchte Himmler es auf keinen Fall verlieren. Mit neuen Serien wie  "Bettys Diagnose",  "Dr. Klein",  "Herzensbrecher - Vater von vier Söhnen" und  "Sibel & Max" gehe man in die richtige Richtung. Vor allem aber sei die neue Krimireihe "Blochin - Leben und Tod" mit Jürgen Vogel in der Hauptrolle etwas ganz Besonderes, die für Aufmerksamkeit sorgen wird. Mit gebrochenen Charakteren, einer relevanten Story und starken, fortlaufenden Erzählbögen sei sie eine Antwort auf Sky, Netflix und Co.