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TV-Kritik/Review: "Plötzlich alles anders": Beeindruckende Serie über Terroranschlag

(20.04.2023)

Geschichten über Hinterbliebene oder Überlebende mit schweren Schäden erzeugen keine Spannung, sondern drücken die Stimmung der Zuschauerinnen und Zuschauer. Die Macher von
Wer lässt freiwillig Ängste hervorkriechen? Die echte Bedrohung gruselt nicht angenehm wie etwa Schreckensvisionen über Seuchen: Trotz Corona feiern zum Beispiel Ich fühle Unverständnis, keine Wut. Unverständnis und Traurigkeit - weil das viele Leben beschädigt hat
. "Plötzlich alles anders" fängt diese Stimmung ein. Figuren wissen nicht, was sie mit ihrer Verzweiflung anfangen sollen oder wie sie mit verpassten Chancen weitermachen können. So beschimpft Willy (Annet Matherke) Samira, weil die Polizistin nun mal vor ihr steht.

Nach dem ersten Schock verdrängen die Zeuginnen und Zeugen vor den Bildschirmen die Ereignisse. Niemand will sich den Urlaub vermiesen lassen. Die verstörenden Erzählungen passen weder zu einem Streaming-Dienst noch zu einem Privatsender. Im öffentlich-rechtlichen Fernsehen erbarmt sich ARTE, die Heimat für anspruchsvolle oder ungewöhnliche TV-Serien. Mit einem großen Erfolg ist in Deutschland kaum zu rechnen. Vielleicht schalten kritische Zeitgeister mindestens ein oder zwei Folgen ein. In Frankreich dürfte ARTE stärker mit dieser Miniserie auffallen: Die Terrorangriffe 2015 in Paris haben die Nation geprägt. Sechs Beteiligte sollen auch in Brüssel verantwortlich sein.
"Plötzlich alles anders" dreht sich um Opfer, Hinterbliebene und Hilfskräfte. Zum Einstieg packt Benny Goossens (Yves Degryse) einen Rucksack. Unterdessen starten Polizistin Samira Laroussa und ihr Mann Tom (Jeroen Van der Ven) fröhlich in den Tag. Das Paar erwartet ein Baby in sechs Monaten. Nach dem gemeinsamen Frühstück fährt Samira zu ihrem Arbeitsplatz. Gleichzeitig bricht Benny aus seinem Hotel auf. In der Abflughalle kündigt er telefonisch seiner Frau Adamma Lukoki (Babetida Sadjo) und seiner Tochter Neheisha Goossens (Eline Amouzou) an, dass er früher als gedacht heimkehre. Samira trinkt Kaffee vor dem Gebäude. Eine Explosion wirft sie zu Boden.

Zehn Tage später frühstücken Samira und Tom mit veränderter Laune. Sie lehnt Kontaktversuche ihres Vaters ab. Private Probleme spielen eine größere Rolle als vor den Anschlägen. Ängste haben die Fröhlichkeit verdrängt. Samira kehrt zurück zum Flughafen, wo jetzt wieder Maschine starten. In der Dienststelle versucht Kommissar Verlaak (Willy Thomas), das Team mit einer Ansprache und mit leckerem Gebäck zu motivieren. Im Gegenzug informiert er seine Leute, dass sie zusätzliche Aufgaben übernehmen müssen - trotz des Personalmangels seit den Anschlägen. Das Innenministerium lässt zweitausend Gepäckstücke und etliche Einzelteile in einem Hangar abladen. Der überforderte Kommissar Verlaak befiehlt Samira: Die müssen irgendwie zu den Opfern oder zu den Hinterbliebenen zurück
. Eventuell wird die Militärpolizei Samira sowie Blanche (Isabelle van Hecke) und Glen (Mattias Van de Vijver) unterstützen.

Bald beherrscht die neue Aufgabe Samira. Einsam auf einer Toilette der Dienststelle verliert sie den Fötus: Wer weiß, ob die Explosion verzögert die Fehlgeburt ausgelöst hat? Jedenfalls schwindet das Privatleben, und die Beziehung mit Tom bröckelt. Mag sein, dass hier Kitsch in "Plötzlich alles anders" einwandert.
Generell spendieren Drehbuch und Regie keinen billigen Trost. Pathos, Racheschwüre und Volkszorn entfallen. Andere Serien bejubeln die Jagd auf die Verbrecher oder nutzen Terrorismus als Anlass für Action. Dann dürfen Opfer weinen, interessieren aber die Charaktere nicht wirklich. Indes lässt

"Plötzlich alles anders" taugt nicht als Unterhaltungsprogramm. Dennoch ist die Miniserie wichtig. Wer kennt eine Produktion etwa aus Deutschland, die ähnlich sensibel die Interessen von Gewaltopfern vertritt?
Dieser Text beruht auf Sichtung der Hälfte der sechsteiligen Miniserie "Plötzlich alles anders".
arte stellt "Plötzlich alles anders" vom 20. April bis 26. Mai online bereit. Außerdem zeigt der Sender alle sechs Episoden nacheinander am Donnerstag,den 27. April ab 21.50 Uhr bis in die Nacht.
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Leserkommentare
User 192202 schrieb am 06.05.2023, 16.00 Uhr:
Bei allem Verständnis und aller Legitimation, dass eine Samira und deren Probleme als Folge eines solchen Anschlags thematisiert werden, aber das Hauptopfer sind und bleiben die etlichen Toten, Verletzten und Schwerstverletzten durch so einen Anschlag durch den Islamischen Staat - und wer die Probleme Samiras anspricht, ohne die Attentäter zu nennen (was direkt miteinander zusammenhängt), nur um nicht rassistisch zu erscheinen (obwohl man den Zeigefinger hebt), der handelt affirmativ rassistisch, die Fakten sind und bleiben Fakten und kein diskriminierender Angriff, wer etwas gegen Terror unternehmen will, muss sich aktiv dagegen einsetzen - von europäischer und von muslimischer Seite, denn die letztere hat auch viel mehr Chancen, bei den potenziellen Tätern durchzudringen, das muss gesagt und diese Verantwortung darf eingefordert werden. Ein Verschweigen verhindert eine Lösung/Vorbeugung. Und wenn man von Sensibilität gegenüber den Opfern spricht: es ist auch zynisch, sich so auf eine Samira zu fokussieren und die Drahtzieher nicht zu nennen, das haben die (es bleibt dabei, ist Fakt: Haupt-) Opfer nicht verdient. Es geht nur gemeinsam, alle zusammen aktiv gegen Terror.
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