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Michael Sheen aus "Good Omens" und Ruth Wilson aus "Luther" glänzen
Journalistin Emily Maitlis (Ruth Wilson) grillt Prinz Andrew (Michael Sheen) in "A Very Royal Scandal"
Christopher Raphael / Blueprint / Sony Pictures Television
TV-Kritik/Review: "A Very Royal Scandal" über Prinz Andrew zählt zu den besten Serien/Christopher Raphael / Blueprint / Sony Pictures Television

Prinz Andrew beweist schlechten Geschmack bei seinen Freunden - wie dem steinreichen Triebtäter Jeffrey Epstein. Darüber hinaus schweigt der Sohn von Queen Elizabeth II., ob er Schuld auf sich geladen hat. In einem Fernsehinterview leugnet er Sex mit einem 17-jährigen Mädchen.  "A Very Royal Scandal" beleuchtet den authentischen Fall. Hält die neue Produktion das hohe Niveau der Vorgänger?

Die Miniserie  "A Very English Scandal" schlug in Großbritannien ein. Der Nachfolger  "A Very British Scandal" interessierte 2023 das ZDF: Der Sender platzierte die drei Folgen prominent an einem Feiertag. Jetzt urteilen deutsche Zuschauerinnen und Zuschauer über die Verfilmung der königlichen Sensation - beim Streaming über MagentaTV+ ab dem 1. Dezember.

Noch warten (v. l.) Sam Mcallister (Clare Calbraith), Emily Maitlis (Ruth Wilson) und Stewart Maclean (Éanna Hardwicke) ehrfürchtig auf "Eure königliche Hoheit".
Noch warten (v. l.) Sam Mcallister (Clare Calbraith), Emily Maitlis (Ruth Wilson) und Stewart Maclean (Éanna Hardwicke) ehrfürchtig auf "Eure königliche Hoheit". Christopher Raphael / Blueprint / Sony Pictures Television

Duke of York lächelt und labert

Nicht nur zu Beginn pocht eine antike Pendeluhr wie ein Herzschlag. Eingeblendete Schrift verweist auf den 14. November 2019, als Prinz Andrew (Michael Sheen) seine öffentliche Präsenz zerschmettert. Zusammen mit Beraterin Amanda Thirsk (Joanna Scanlan) eilt er durch die Gänge des herrschaftlichen Anwesens. Derweil lässt sich Emily Maitlis (Ruth Wilson) im Auto durch London fahren. Sie erreicht einen Palast, in dem Techniker das Spektakel vorbereiten. Im Vorbeigehen faucht der Würdenträger einen Dienstboten an. Unter den Augen eines "Grenadier Guards" mit Bärenfellmütze verteilt Emily versehentlich ihre Ersatzschuhe auf dem Hof.

Eure Hoheit betritt den Saal und kommentiert launig den Anblick. Der TV-Star kommt zu spät zur Audienz, die das Leben der Redakteurin und vom Duke of York auf den Kopf stellen wird. Vorerst lächelt und labert der Prinz wie gewohnt. Bei einem Zwischen-Stopp auf dem WC nervt Angstschweiß die sonst aufmüpfige Journalistin. Zudem kaut sie etwas Schokolade. Komisch, wie sie den respektvollen Einstieg ins Interview probt!

Lammbraten verdrängt mögliche Vergewaltigung

In Rückblenden ist zu sehen, wie Andrew mit dem Investment-Banker Jeffrey Epstein (John Hopkins) vor Jahren auf dem Golfplatz herumalbert. Am Rande präsentiert ein Assistent einen Zeitungsartikel: Die halbwegs bekannte Aktivistin Virginia Giuffre beklagt, dass Andrew aus dem erlauchten Hause Windsor einst ohne ihre Zustimmung mit ihr geschlafen habe. Reaktion des Angesprochenen: Wovon reden Sie da? Laut dem Opfer hat sein mächtiger Kumpel das Mädchen vermittelt und die erste Begegnung fotografiert. Eine vermeintliche Gedächtnislücke und pochiertes Lamm auf Blattgemüse verdrängen das Problem.

Prinz Andrew (Michael Sheen) bittet seine Ex-Frau Fergie (Claire Rushbrook) um Rat.
Prinz Andrew (Michael Sheen) bittet seine Ex-Frau Fergie (Claire Rushbrook) um Rat. Christopher Raphael / Blueprint / Sony Pictures Television

Regisseur von "The Crown" nutzt ausgezeichnetes Drehbuch

Am 20. Mai 2019 nimmt Emily Maitlis die Fährte auf: Sechs Monate später wird sie das verhängnisvolle Interview vor den Kameras führen. Ihrer Sichtweise entspringt die Miniserie "A Very Royal Scandal" - eindringlicher als beim Fernsehfilm  "Scoop - Ein royales Interview", der den gleichen Stoff behandelt. Amerikaner stärken die angestammten Produzenten von Blueprint Television. Sony Pictures Television und Amazon Prime Video haben bereits bei "A Very British Scandal" mitgemischt. Die Partner modernisieren die Reihe, ohne den kritischen Touch zu gefährden. Drehbuchautor Jeremy Brock liefert Qualität, die er nie zuvor erreicht hat.

Einige Vorzüge sind wohl Regisseur Julian Jarrold zu verdanken, der seine Erfahrungen aus dem Dauerbrenner  "Coronation Street" und dem Hit  "The Crown" einbringt. Halbwegs frei dramatisiert er die tatsächlichen oder vermutlichen Vorgänge. Im Sommer 2019 erschütterten üble Nachrichten die britische Königin: Intensiver als früher ermittelte das FBI, ob Andrew bei sexuellen Verbrechen von Jeffrey Epstein mitgemacht hatte. Inzwischen hatte sich der US-Multimillionär in Haft umgebracht. Medien verdächtigten den Prinzen, ein minderjähriges Mädchen missbraucht zu haben.

Sex und Crime faszinieren Untertanen

"A Very English Scandal" erzählt, wie ein ehemaliger Minister seinen Liebhaber in den 60er-Jahren ermordet. In "A Very British Scandal" demütigt die Scheidung eine Dame der Gesellschaft. Jetzt fließt erneut das Strafrecht ein - wie beim Auftakt zur Reihe nach echten Justizfällen. Alleine der treueste Untertan meint, dass der Duke of York seine Hände in Unschuld baden könnte. Bürgerinnen und Bürger verlangen, jedes Detail über Sex und Crime zu hören.

Nachts spielt Andrew (Michael Sheen) den Party-Prinzen und erinnert damit an seinen Spitznamen "Randy Andy".
Nachts spielt Andrew (Michael Sheen) den Party-Prinzen und erinnert damit an seinen Spitznamen "Randy Andy". Christopher Raphael / Blueprint / Sony Pictures Television

TV-Journalistin rollt Augen und missachtet Hundehaufen

Ansonsten zeigt Ruth Wilson ( "Luther"), wie ihre Figur im realen Leben erscheinen mag: Trotz ihres Einflusses als Executive Producer wird Emily Maitlis zurückhaltend idealisiert. Sie brennt für ihren Job. Diese Darstellung sei der Spitzenjournalistin gegönnt, zumal sie zähneknirschend Fehler offenlegt. Ich war etwas pampig, gesteht die Moderatorin von "Newsnight" einen schwachen Moment auf den Bildschirmen. Vielleicht habe ich mit den Augen gerollt, rechtfertigt Emily ihre unterschwellige Kritik in der Sendung. Ihr Ehemann und die beiden Söhne lästern liebevoll über die Karrierefrau, selbst wenn sie einen Hundehaufen auf dem Küchenboden missachtet.

Die Töchter von Sarah "Fergie" Ferguson (Claire Rushbrook) und Andrew leiden unter der Schande. Niemand ahnt, wie lange Prinzessin Beatrice (Honor Swinton Byrne) und Prinzessin Eugenie (Sofia Oxenham) ihren Vater stützen. Wie Ex-Frau Fergie akzeptieren sie Gönnerhaftigkeit, Selbstüberschätzung und Verschlagenheit. Als er in vergangenen Tagen aus dem Falkland-Krieg heimkehrte, himmelte auch sein Volk den Helden an. Es belächelte die Liebschaften von Randy Andy, also vom dauerhaft geilen Andy. Solche Anmerkungen durchziehen die glaubwürdige Atmosphäre. Ebenso lodern politische und gesellschaftliche Aufreger - zum Beispiel über BREXIT oder Donald Trump.

Michael Sheen kassiert Lob für seine Einsätze in  "Quiz",  "Prodigal Son - Der Mörder in Dir" und  "Good Omens". In "A Very Royal Scandal" vergrößert er die äußere Ähnlichkeit zu Andrew mit falschen Zähnen und künstlichem Haarteil. Nach  "Masters of Sex" und  "Frost/Nixon" schlüpft er wieder mal in eine Persönlichkeit der Zeitgeschichte. Das Team nennt im Vorspann dramaturgische Gründe, von dokumentierten Geschehnissen und Charakteren abzuweichen. Die Macher der Miniserie zitieren das seltsame Interview und andere Quellen.

Mit ihren Enthüllungen erzeugt Emily Maitlis (Ruth Wilson) kollektive Übelkeit bei der Nation.
Mit ihren Enthüllungen erzeugt Emily Maitlis (Ruth Wilson) kollektive Übelkeit bei der Nation. Christopher Raphael / Blueprint / Sony Pictures Television

Ausschweifungen locken winselnden Engländer

Soweit möglich und erwünscht, wirken Emily Maitlis' Erinnerungen als verlässliche Informationen. Im nachgezeichneten Interview unterdrückt sie mühsam ihre Jagdfreude, während Andrew jede Chance vergeigt. Für Euch, da werde ich mich zusammenreißen, verspricht seine Gesprächspartnerin. Darauf antwortet der Prinz arrogant: Da bin ich sicher. Wiederum vergisst er den Stolz, wenn er im Jahr 2010 seinen Gönner anbettelt, um Fergies Schulden zu begleichen. Wie ein Mafioso belohnt Jeffrey Epstein den winselnden Engländer für seine Anhänglichkeit. Versteckt lockt er mit Ausschweifungen und wertvollen Kontakten.

Obwohl Fergie am verflossenen Ehegatten hängt und niemals die speziellen Verhältnisse beobachtet, fürchtet sie einen Fernsehbericht. Die Queen wird das sicher auch sehen, Charles auch, die ganze Familie - so kennt sie eben die Verwandtschaft: Die schmeißen dich raus, ohne einen verdammten Penny. Sogar nach einem Krisengespräch mit königlichen Abgesandten scheut der Sprössling der Monarchin jegliche Verantwortung und badet im Selbstmitleid: Bin ich so eine Belastung, dass sie mir einen Maulkorb verpassen wollen?

Strafe und Pandemie überzeugen TV-Publikum

All die Ausflüchte und Widersprüche irritieren Emily Maitlis und die Öffentlichkeit. Wie von Fergie vorhergesagt, reißt der Mutter von Andrew der Geduldsfaden: In der dritten Folge entzieht die Queen das Recht und die Pflicht, das Königshaus zu vertreten. Außerdem löscht Elizabeth II. die Ehrentitel, soweit möglich. Zum Platinjubiläum ihrer Thronbesteigung schließt das Staatsoberhaupt ihren zweitältesten Sohn bei den offiziellen Veranstaltungen aus. Ohnehin hätte er wegen einer Infektion mit COVID-19 gefehlt.

In den USA beseitigt ein Geldhaufen die Sorgen. Als die Pandemie wütet, entscheidet Emily über ihre künftige Karriere. Mit solch mitreißenden Begebenheiten und der überzeugenden Umsetzung gehört "A Very Royal Scandal" zu den besten Serien des Jahres 2024.

Dieser Text beruht auf der Sichtung des gesamten Dreiteilers "A Very Royal Scandal".

Meine Wertung: 5/5

Die deutsche Fassung von "A Very Royal Scandal" läuft ab dem 1. Dezember ausschließlich im Streaming über MagentaTV+. International verbreitet Amazon Prime Video die Miniserie seit dem 19. September.



 

Über den Autor

Seit 2016 hat Stefan Genrich Websites entwickelt und an einer Hochschule unterrichtet. Vor einer siebenjährigen Pause bei TV Wunschliste würdigte er das weihnachtliche TV-Programm im United Kingdom: Sein Herz schlägt für britisches Fernsehen. Daher verfolgt er jeden Cliffhanger von „Doctor Who“. Der Journalist kritisiert nebenberuflich Serien. Ihn ärgern Mängel bei ARD und ZDF – oder er genießt „Tagesthemen“ sowie „Nord bei Nordwest“. Frühe Begegnungen mit „Disco“ und „Raumschiff Enterprise“ haben Spuren hinterlassen. Später scheiterte Stefan beim Versuch, die Frisur von „MacGyver“ zu kopieren. Wegen „Star Trek: Strange New Worlds“ und „1923“ mag er Paramount+.

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