Das Film- und Fernsehserien-Infoportal

Log-In für "Meine Wunschliste"

Passwort vergessen

  • Bitte trage Deine E-Mail-Adresse ein, damit wir Dir ein neues Passwort zuschicken können:
  • Log-In | Neu registrieren

Registrierung zur E-Mail-Benachrichtigung

  • Anmeldung zur kostenlosen Serienstart-Benachrichtigung für

  • E-Mail-Adresse
  • Für eine vollständige und rechtzeitige Benachrichtigung übernehmen wir keine Garantie.
  • Fragen & Antworten
Überzeugendes RTL-Historiendrama feiert Free-TV-Premiere
Vicky (Naemi Florez) und Harry (Ludwig Simon) sehen bald "Das Haus der Träume"
RTL
TV-Kritik/Review: "Das Haus der Träume" bietet mehr als Elend, Liebe und Nazis/RTL

Elend, Liebe, Nazis - nicht selten Stoff für schlecht sitzende Konfektionsware einer Historienserie, die in den 20er- und 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts spielt. Doch  "Das Haus der Träume" überrascht bereits beim Einstieg mit Originalität und vermittelt nebenbei die Sorgen der Berlinerinnen und Berliner von 1928: Beim Gang durch das Scheunenviertel macht Arthur Grünberg (Alexander Scheer) seinen künftigen Kunden das Kreditkaufhaus schmackhaft. Dadurch hoffen ein Bettelkind und eine Schuhputzerin, dass sie bald auf Raten einkaufen können.

Einwanderer und andere arme Leute wollen am Konsumglück teilnehmen, was die möglichen Kapitalgeber nicht begreifen. Um die Geldsäcke von seinem Lebenstraum zu überzeugen, präsentiert der Bittsteller mit herunter gelassener Hose seinen vom Krieg vernarbten Körper. Ohne die üblichen Belehrungen aus der Volkshochschule des Fernsehens tauchen die Zuschauerinnen und Zuschauer in die Atmosphäre ein. Das schreckliche Pathos passt zum Glücksritter: "Wenn ich an etwas glaube, dann bin ich bereit, mein Leben dafür zu geben."

Arthur Grünberg zeigt möglichen Geldgebern seine Kriegsverletzungen.
Arthur Grünberg zeigt möglichen Geldgebern seine Kriegsverletzungen. RTL

Unterdessen verlässt die junge Frau Vicky Maler (Naemi Florez) ihr Heimatdorf in Pommern, um ihr Glück in der Hauptstadt zu suchen. Freundin Doris ist schon vorausgegangen. Sie feiere Erfolge als Schauspielerin mit einem Verlobten in einer Villa, glaubt ihre Mutter. Doch "Doris wohnt hier nicht mehr" erfährt Vicky an der Haustür, die vor ihrer Nase zufällt. Kurze Zeit später werden ihr die letzten Habseligkeiten gestohlen. Als sie im Dreck liegt, leuchtet ihr verheißungsvoll die Beschriftung vom Rohbau des Kaufhaus Jonass entgegen. Weiter geht es durch die Gassen in ein Kellerlokal, wo ruchloses Treiben herrscht: Schöne Grüße aus dem  "Babylon Berlin"! Auch hier ist Doris nicht zu entdecken, aber immerhin Elsie Schön (Amy Benkenstein) als Begleiterin in die Tanzbar Eden.

"Ist Doris heute hier?" Nein - unbeachtet hört sie auf der Straße, wie Klavierspieler Harry (Ludwig Simon) erst den Gästen einheizt und dann ihr sentimentales Lieblingslied singt. Als Harry das Provinzmädchen Vicky anschmachtet, schließt er sich der nächtlichen Suche nach Doris an. Unterdessen ein kurzer Blick in die Räumlichkeiten von Arthur Grünberg mit einer knurrigen Hausangestellten: Der Wechsel zwischen den sozialen Milieus und den unterschiedlichen Figuren erzeugt Spannung. Die abwechslungsreiche Kameraführung und die opulente Dekoration vermitteln die Stimmung der späten 20er-Jahre. Nach einem Kurzbesuch im Kaufhaus Jonass wird das Trio am Morgen Zeuge, wie die Polizei Doris nach ihrem Selbstmord aus dem Wasser zieht.

Für die anderen Personen der Serie wird der Traum vom Glück nicht ganz so schnell enden. Sie leiden an den sozialen Umbrüchen, streben jedoch weiter nach wirtschaftlichem und privatem Erfolg. Im Laufe der ersten Staffel müssen sie immer wieder zwischen Abhängigkeiten und Illusionen wählen.

Als sogenanntes Kreditkaufhaus lockt "Das Haus der Träume" weniger zahlungstüchtige Kunden.
Als sogenanntes Kreditkaufhaus lockt "Das Haus der Träume" weniger zahlungstüchtige Kunden. RTL

Ähnlich mag es den realen Vorbildern ergangen sein. Jedenfalls konnten die beiden Kaufleute Hermann Golluber und Hugo Halle ihren Erfolg nicht lange genießen. Nach wenigen Jahren schlug die Verwaltung der sogenannten Reichsjugendführung ihr Hauptquartier im ehemaligen Kaufhaus Jonass auf. Zuvor hatten die Nationalsozialisten die jüdischen Eigentümer aus ihrem Stammsitz vertrieben. "Das Haus der Träume" könnte die Geschichte der Gründerfamilie und der Zeitgenossen erzählen. Stattdessen übernimmt die Serie einen Teil des Romans "Torstraße 1" von Sybil Volks und schließt Mitte der 30er-Jahre ab. Die historischen Persönlichkeiten liefern also lediglich die Motive - noch unabhängiger von den wahren Ereignissen als etwa  "Das Adlon".

Trotzdem serviert RTL dem Publikum keinen geschichtlichen Käse. Besonders die jungen Darstellerinnen und Darsteller wirken glaubwürdig, selbst wenn der Kitsch manchmal überhandnimmt. Naemi Florez überzeugt mit Frische und Ausdrucksstärke in ihrem Debüt. Ludwig Simon hat auf Netflix in "Wir sind die Welle" mitgewirkt. In der zweiten Staffel von  "Charité" hob er das Niveau als verängstigter Soldat, der wegen angeblicher Wehrkraftzersetzung zum Tode verurteilt wurde. "Das Haus der Träume" lässt den Schauspieler reifen, ohne ihm seine jugendliche Kraft zu rauben. Alexander Scheer bringt seine umfangreiche Erfahrung etwa aus  "Sløborn" ein.

Arthur Grünberg steht zwischen Ehefrau Alice (l.) und Assistentin Ilsa.
Arthur Grünberg steht zwischen Ehefrau Alice (l.) und Assistentin Ilsa. RTL

"Das Haus der Träume" funktioniert wunderbar ohne Heino Ferch, Anja Kling oder Heiner Lauterbach. Gefühle überleben auch außerhalb der üblichen Schmonzetten wie  "Der Palast" und  "Das Sacher". Manchmal könnten die Charaktere allerdings mehr Ecken und Kanten zeigen. Immerhin wechselt Amy Benkenstein glaubwürdig zwischen den Stimmungen: Hoffentlich ist sie demnächst häufiger zu sehen. Nicht zuletzt begeistern die Nebenfiguren mitunter in nur wenigen Sekunden. Zum Beispiel glänzt Eva Weißenborn als ältere Hausangestellte Fräulein Hirsch.

Ferner profitiert "Das Haus der Träume" von der Ausstattung. Das bombastische Beiwerk von "Babylon Berlin" fehlt vielleicht den Freunden der Kostüm-Gala. Dennoch hat die Produktionsfirma dieses Vorzeigeprojekts ebenso diese Serie geprägt und gewaltigen Aufwand betrieben. Das Originalgebäude stand bei den Dreharbeiten nicht zur Verfügung, denn inzwischen dient es als Luxusunterkunft. Also wanderte das Team in ein ehemaliges Kaufhaus in Görlitz, wo zuvor der Film  "Grand Budapest Hotel" entstanden war. Zusätzlich wurde die prächtige Dachterrasse vom Kaufhaus Jonass nachgebaut. Mit detailliertem Zubehör und mit Unterstützung aus dem Computer wurden die Außenfassade und die Einrichtung des Konsumtempels wiedergeboren.

Arthur Grünberg (Alexander Scheer) und Assistentin Ilsa Schnabel (Valery Tscheplanowa) eröffnen "Das Haus der Träume".
Arthur Grünberg (Alexander Scheer) und Assistentin Ilsa Schnabel (Valery Tscheplanowa) eröffnen "Das Haus der Träume". RTL/X Filme Creative Pool/Stefan Erhard

"Das Haus der Träume" unterhält solide, ohne dass Banalitäten überwiegen. Zudem sensibilisiert die Serie unaufdringlich gegen aufkommenden Rechtsradikalismus und Antisemitismus. In der zweiten Staffel tritt dieser Anspruch noch deutlicher hervor.

Bei allem Lob erreicht die Qualität nicht das hohe Niveau britischer Historienserien von  "The Crown" über  "Downton Abbey" bis hin zu  "Call the Midwife". Maßstäbe in diesem Genre und bei diesem Thema setzt nach wie vor  "Mr Selfridge" - selbst wenn nur wenige Deutsche die 40 Episoden über ein altes Londoner Kaufhaus kennen.

Dabei überflügelt "Das Haus der Träume" das ähnlich konzipierte  "Eldorado KaDeWe" der ARD. Schon alleine aus diesem Grunde ist RTL der Mut zu wünschen, auf eigene Event-Serien zu setzen und seiner Zielgruppe hochwertige Inhalte zu spendieren. Bei  "Deutschland 83" hat der Sender kapituliert und die Fortsetzungen nicht mehr ausgestrahlt. Jetzt könnte RTL seinen Streaming-Kanal RTL+ für solche Experimente nutzen. Tatsächlich spannt RTL seinen kostenpflichtigen Dienst ein: Die erste Staffel von "Das Haus der Träume" steht seit 18. September 2022 auf RTL+ bereit. Im Free-TV laufen die sechs Folgen auf RTL - aufgeteilt auf zwei Abende am 20. und 21. Dezember. Ab 20. Dezember startet die zweite Staffel auf RTL+ mit je einer Episode pro Woche.

Meine Wertung: 4/5

Dieser Text beruht auf der Sichtung der ersten Staffel von "Das Haus der Träume".


 

Über den Autor

Seit 2016 hat Stefan Genrich Websites entwickelt und an einer Hochschule unterrichtet. Vor einer siebenjährigen Pause bei TV Wunschliste würdigte er das weihnachtliche TV-Programm im United Kingdom: Sein Herz schlägt für britisches Fernsehen. Daher verfolgt er jeden Cliffhanger von „Doctor Who“. Der Journalist kritisiert nebenberuflich Serien. Ihn ärgern Mängel bei ARD und ZDF – oder er genießt „Tagesthemen“ sowie „Nord bei Nordwest“. Frühe Begegnungen mit „Disco“ und „Raumschiff Enterprise“ haben Spuren hinterlassen. Später scheiterte Stefan beim Versuch, die Frisur von „MacGyver“ zu kopieren. Wegen „Star Trek: Strange New Worlds“ und „1923“ mag er Paramount+.

Beitrag melden

  •  

Leserkommentare

  • Stefan_G schrieb am 24.12.2022, 23.32 Uhr:
    Bis jetzt habe ich keinen Herrn Hitler - noch sonst irgendeinen Nationalsozialisten in dieser Serie gesehen...
  • Torsten S schrieb am 20.12.2022, 09.20 Uhr:
    Einheitsbrei und immer das selbe! Nur über die Hitler-Zeit oder, am immer gern genommen, irgendwas über die damalige DDR. Was das deutsche Kino/TV angeht, ist Ideenlosigkeit standart. Um mal einen Actionfilm zu drehen, mußte sogar Til Schweiger in die USA reisen. Das sagt schon einiges aus. Dabei kann man gute Actionfilme auch in Deutschland drehen, wie z. B. Unknown Identity. Nur das ist eben auch eine US-Produktion.
  • Stefan_G schrieb am 23.12.2022, 23.41 Uhr:
    N i e m a n d wird gezwungen, es zu gucken.
    Besitzt Du denn keinen Aus- und Einschaltknopf??
  • Sentinel2003 schrieb am 20.12.2022, 16.35 Uhr:
    Absolute Zustimmung!! Wenn Historie, dann etnweder die Hitler oder die DDR Zeit!! Das wird immer mehr zur langen Weile!!
  • xena123 schrieb am 20.12.2022, 07.55 Uhr:
    Vom Nibelungenlied, der Edda, Hermann der Cherusker, den Wikingern, den Friesen, Franken gegen die Sachsen, den Kreuzzügen, Barbarossa, dem Deutschen Ritterorden, über den 30 Jährigen Krieg bis hin zu WW1 gibt es 1000 Themen aus 1000 Jahren, die die Deutschen cineastisch von den historisch monothematischen USA (Cowboys) abheben könnten.
    Aber wir machen gebetsmühlenartig zu 99%: Die 12 Jahre Hitler.
    Was anderes bekommt wohl keine Filmförderung, aber es stumpft so dermaßen ab, dass es einfach nur noch nervt.
    Und da gibt es auch keine Vorbilder für!
    Die Amis drehen nicht 99% Filme und Serien über Sklaverei, die Chinesen nicht 99% über die Gräuel sozialistischer Herrschafft, die Russen nicht 99% über die Opfer Stalins, die Briten nicht 99% über die Schrecken des Kolonialismus und die Inder nicht 99% über den Klimaschaden durch Überbevölkerung.
    Wissen wir es mal wieder besser, als alle anderen, was das Volk braucht?
  • Fernsehschauer schrieb am 19.12.2022, 16.29 Uhr:
    Eine Hitler Serie. Grandios. Aber gut es ist von RTL und das einzige was den Deutschen offenbar einfällt ist Hitler. Love it....
  • User 18 schrieb am 20.12.2022, 01.18 Uhr:
    Von Geschichte keine Ahnung, aber mitreden wollen. Großes Kino!!!🤬SETZEN, 6!!!!!!!
  • OkUeH schrieb am 19.12.2022, 17.21 Uhr:
    Man merkt, dass du keine Ahnung hast.