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TV-Kritik/Review: "Hunters": "Geniale Nazijagd" oder "fragwürdige Jewsploitation"?

(21.02.2020)

Wenn man die Reaktionen betrachtet, die nun auch aus den USA zu hören sind, schlägt sich diese Uneindeutigkeit in sehr verschiedenen Gesamturteilen nieder: vom Meisterwerk ist da mal die Rede (und es gibt in "Hunters" fraglos meisterliche Szenen), verärgerte Verrisse stehen dem gegenüber. Ist "Hunters" nun eine Nazijäger-Komödie? Eine sarkastische Tragödie? Ein trashiges Rachedrama im Seventies-Look, ein postmoderner Genre-Mix auf Tarantino-Spuren, der als süffige pulp fiction Filme zitiert, die ihrerseits schon Filme zitieren? Es ist alles davon, aber auch nichts so richtig konsequent. Ein schwieriger Fall.
Der Mann, der "Hunters" entwickelt hat, heißt David Weil. Er war früher Schauspieler, dies ist seine erste große Produktion als Autor. Im November letzten Jahres erzählte er in diversen Interviews, dass es Erzählungen seiner Großmutter waren, einer Holocaust-Überlebenden, die ihn schon im Kindesalter ans Nazi-Thema herangeführt hätten. Der Weg von dort hin zu seiner Serie "Hunters" muss weit gewesen sein.
Der Plot verläuft durch den Sommer des Jahres 1977. Es ist ein Zeitraum, der nach allen Regeln der Ausstattungskunst ins Bild gesetzt und auch durch popkulturelle und zeitgeschichtliche Marker verortet wird. So ist gleich zu Beginn ein Kino zu sehen, in dem

In der spielfilmlangen Pilotepisode, inszeniert vom zu Recht vielgeschätzten Film- und Serienregisseur Alfonso Gomez-Rejon (
Parallel wird der Protagonist von "Hunters" eingeführt: Das ist der 19-jährige Jonah Heidelbaum (Logan Lerman;
Dieser nennt sich "Hunters" und ist nicht weniger als ein Nazijägertrupp. Um zu verhindern, dass der Colonel das Vierte Reich errichten kann, hat Meyer schon sieben illustre Gestalten in seiner diversen Ami-Antifa versammelt: das ältere jüdische Ehepaar Murray (Saul Rubinek,

Mit all dem sind nur die Grundzüge der Serie umrissen. Was dadurch klar geworden sein sollte: Es passiert viel in "Hunters", sehr viel. Es gibt Schachspielsymbolik (schon im Vorspann), brutale Morde, popmusikalische Intermezzi, die stark an Tarantinos postmodernes Spiel mit alten B-Film-Genres erinnern, aber auch ruhige Momente, bedachte Dialoge, gerade wenn es um Jonahs Trauer geht und um seine Zweifel, ob der brachiale Racheweg, den die Hunters gehen, der richtige sein kann. Längst nicht immer passen diese völlig unterschiedlichen Stil-Ebenen ideal zusammen, manchmal aber übt dieser Gemischtwarenladen einen eigentümlichen Reiz aus.
Bis in die Nebenrollen hinein ist die Serie stark besetzt (nur drei willkommene Beispiele: Victor Williams aus
Obwohl man in dieser unserer Zeit, erst recht in diesen Tagen, froh sein müsste über eine Serie, in der eine coole Rächerbande es, in einer wilden Mixtur aus
Sehr problematisch sind die Rückblenden in die Zeit, in der Meyer, Ruth und andere Juden in den Konzentrationslagern Auschwitz oder Buchenwald gefangen waren. Der unausgesprochene Filmemacher-Konsens (erst recht seit Claude Lanzmanns epochalem Werk

Die Debatte über den Umgang von "Hunters" mit diesen Themen dürfte sicher noch interessant werden. Demgegenüber erwachsen aus diesen Unbekümmertheiten in der Darstellung aber immer wieder auch annähernd geniale Sequenzen. So folgt in der zweiten Episode (Regie: Wilson Yip) auf eine Szene, in der sich jüdische KZ-Musiker ihrem Aufseher widersetzen und lautstark das israelische Volkslied "Hava Nagila" anstimmen (was ihren Tod bedeutet), eine knallbunte Superheldensequenz, in der die Hunters-Mitglieder (Lonny nennt sie: "jewperheroes") zu einer Surfrock-Version desselben Volkslieds vorgestellt werden - wobei man bei der Musik natürlich sofort an das orientalische "Misirlou" denken muss, das in Dick Dales Version aus Tarantinos
So bleibt "Hunters" nach zwei von zehn Episoden - vermutlich auch noch nach fünf oder sieben - letztlich kaum bewertbar. Die souverän bis brillant in Szene gesetzte Serie, mitproduziert übrigens vom Regie-Shootingstar Jordan Peele (
Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten zwei Episoden von "Hunters".
Die zunächst zehnteilige Serie "Hunters" wurde am 21. Februar 2020 weltweit bei Prime Video veröffentlicht.
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Leserkommentare
User_656862 schrieb am 16.05.2020, 18.43 Uhr:
@xena_123: Warum sollte man? Damit sich Rassisten wie Sie daran aufgeilen können?
Pliatsikas schrieb am 29.02.2020, 20.35 Uhr:
Für mich eine Spannende und gelungene Serie die sich was traut und obendrein überrascht. Dies ist garantiert keine beliebige Mainstreamserie sondern etwas das sich um politische Korrektheit nicht schert. Hier wird etwas gezeigt das man zu recht als Mutig und innovativ bezeichnen kann und sich aus der Massenware wohltuend abhebt. Verfügt diese Serie doch über eine Erzählweise die im Kino kaum möglich wäre .Über das was dieserart moderne Shows auszeichnet die von unabhängigen Streamingdiensten oder Pay TV's solcherart erst möglich werden und in Hollywoods Konzernen niemals so gezeigt würden. Es sind eigentlich Stundenlange Filme mit Unterbrechungen und nicht wirklich traditionelle Serienformate und das macht es aus. Ein Filmformat das sich Zeit lässt um die Figuren kennenzulernen. Eines das man nicht in eine Schublade stecken kann weil es Grenzüberschreitend weder das eine noch das andere ist. Es hat keine feste Schablone oder Form und ist somit nicht wirklich einzuteilen. Es ist vieles und damit für mich persönlich genau das was ich daran reizvoll und interessant finde wo andere es dafür Kritisieren.
Beitrag entfernt
Beitrag redaktionell entfernt.
Pliatsikas schrieb am 29.02.2020, 19.52 Uhr:
Aber wer sagt den das die Taten der Naziverbrecher/Kriegsverbrecher gleichbedeutend seihen mit den Deutschen . Das ist ja nicht der Vorwurf dieser Serie oder deren Aussage. Darum geht's hier ja gar nicht. Es geht um Nazi Verbrecher Mörder. Das hat erstmal doch nichts mit den Deutschen an sich zu tun zumindest nicht mit uns heute. Ich hab damit kein Problem das dort fiktiv Deutsche Mörder zu Strecke gebracht werden die fürchterliches getan haben. Dies ist ja so gewesen. Und das die Amerikaner eine große Naziszene haben sollte man obendrein wissen , aber davon hört man selten etwas. Nun raten sie mal wo der Ursprung oder das Vorbild herkommt. Vergeben oder Vergessen können Sie vergessen, dazu war dies viel zu drastisch was damals geschah und obendrein einen Weltkrieg auslöste. Dies zu relativieren mit oben genannten Genoziden oder zu vergleichen gelingt nicht wirklich. Diese Ereignisse sind nun mal leider mit denen von Hitlerdeutschland nicht zu schlagen.
xena123 schrieb am 24.02.2020, 07.55 Uhr:
Ich weiß ja nicht...
Man könnte ja mal eine Serie machen, in der sich ehemalige weiße Polizisten und Exmarines sich zusammenschließen, um eine Verschwörung aus Schwarzen zu bekämpfen, die einen Umsturz planen.
Die zusammengewürfelte Truppe stürmt unter Rockmusik und flotten Sprüchen ein Haus nach dem anderen und es kommt zu "witzigen" Splatterszenen...
Oder der deutsche Großwildjäger, der in den 30ern seine Familie mit Gemetzel rächt, die in Namibia Kanibalen zum Opfer fiel... Oder der Redneck, dessen Frau 1980 von Indianern skalpiert wurde...
OK... da würden sich ein paar Gruppen wehren und sagen: "Halt stopp! Spinnt ihr?"
Also nimmt man als abgrundtiefe Bösewichte zu denen man mal so richtig grausam sein kann ("Höhöhö"!): Zombies, Aliens, Orks... und Deutsche.stephan buehner schrieb am 21.02.2020, 21.25 Uhr:
Ich finde diese Serie herausragend! Frei von typischen Klisches, ständigen Schuldzuweisungen und ohne mystischen Firlefanz! Hier die Guten - da die Bösen. Perfekt....
stargazer schrieb am 21.02.2020, 17.50 Uhr:
Nach zwei Folgen würde ich dem Ganzen nur zwei Sterne geben. Denn mir ist zuviel historisch falsch dargestellt. Man nehme nur die Raketenexpertin. Hier auf einem kleinen Bild ist sie ähnlich einer Rotkreuzschwester gekleidet, mit Hitler in brauner Uniform der Kampfzeit und einer Dose Zyklon B. So etwas Schlimmes habe ich bis dato nicht gesehen. Da von den sogenannten Naziverbrechern erst in den Neuzigern die ersten die USA verlassen mussten, wohl nur der traurige Versuch, etwas Wahres einzubringen und ist damit ziemlich schnell gescheitert.
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