Registrierung zur E-Mail-Benachrichtigung
Anmeldung zur kostenlosen Serienstart-Benachrichtigung für
- E-Mail-Adresse
- Für eine vollständige und rechtzeitige Benachrichtigung übernehmen wir keine Garantie.
- Fragen & Antworten
TV-Kritik/Review: "Law & Order"-Revival: Das Rechtssystem wackelt, das Original ist standhaft

(25.02.2022)

Im Frühjahr 2010 hatte
Mit einer 21. Staffel hätte "Law & Order" den Rekord als am längsten laufende Dramaserie in der Geschichte des US-Fernsehens gebrochen und damit Mothership
durch das unausgewogene Spin-Off

Von Genugtuung zu sprechen, müsste für Serienschöpfer und Franchise-Manager Dick Wolf also vermutlich die Untertreibung des Jahrzehnts sein. Er selbst nennt es viel mehr einen Traum, der wahr geworden sei: Zwölf Jahre nach dem abrupten Ende meldet sich "Law & Order" mit weitgehend neuer Besetzung, aber mit der gleichen Erzählstruktur zurück, um den "Law & Order"-Donnerstag bei NBC zu komplettieren, wo bereits
Umso mehr Sinn macht es, die Rückkehr von Rechtssystem, das zwei wichtige, voneinander unabhängige Behörden kennt, die dem Schutz der Bürger dienen
, noch Luft nach oben. Ein Kunststück gelingt der Episode aus der Feder von Dick Wolf und Showrunner Rick Eid allerdings: Den Eindruck zu erwecken, als sei das Original nie weg gewesen und zeitgleich die soziokulturellen Veränderungen in den USA seit 2010 in die DNA von Figuren und Handlungsverlauf einzuflechten. Schließlich war dies auch immer das eigentliche Herz des Formats: Recht und Gesetz sowie die Charaktere, die sie in der Serie vertreten, mit den aktuellsten heißen Eisen der gesellschaftlichen Entwicklung auf die Probe zu stellen.

Doch es wäre nicht "Law & Order", wenn wir nicht zunächst über ein paar wichtige Details Buch führen müssten. Ja, er ist noch da, der legendäre Eröffnungstext, im Original gesprochen von Steven Zirnkilton. Der Vorspann wurde dagegen runderneuert, allerdings nur, indem die bereits vorhandenen Bilder exakt in einer modernisierten Fassung reproduziert wurden. Gewöhnungsbedürftiger wirkt allerdings das neue Arrangement der Titelmusik, auf das man auch zu Gunsten des Originals hätte verzichten können. Noch immer weisen uns die CHUNG CHUNG
-Einblendungen in der gewohnten Schriftart darauf hin, wo in New York oder in welchem Gerichtssaal wir uns gerade befinden, noch immer ist das 27. Revier schlammig grün, noch immer wirken die Räume der Staatsanwaltschaft beengt und zusammengewürfelt und noch immer kommt die unheilschwangere, atmosphärische Musik von Mike Post, der inzwischen weit über 1000 Episoden des Franchise vertont hat.
Eine deutliche Abweichung gibt es dagegen bei der Kameraführung. Zeichnete sich früher die erste Hälfte der Episode durch deutlichen Einsatz von Documentary Style (auf gut Deutsch: Wackelkamera) aus, wirkt die Auftaktfolge nun durchgängig statischer inszeniert, was nicht unbedingt begrüßenswert ist. Eigentlich war dies immer das Merkmal der Spin-Offs, nicht das des Originals, das einst mit einem per Handkameras in körnigem 16mm-Format gedrehten Piloten begann.
Dennoch, vom ersten Moment an bewegt der Zuschauer sich in bekannten Gefilden, die Erzählstruktur ist vertraut. Nach dem Leichenfund vor dem Vorspann entfaltet sich die Geschichte zur Hälfte in den Ermittlungen der Polizei und danach in der anschließenden Gerichtsverhandlung. Das Mordopfer ist in der Auftaktfolge Henry King (Norm Lewis), ein bekannter afroamerikanischer Entertainer, dem bis zu 40 Vergewaltigungen vorgeworfen wurden. Bill Cosby ist hier das allzu deutliche Vorbild. King wird mit vier Schüssen in die Brust und einen in den Intimbereich tot aufgefunden. Nach nur drei Jahren war King aus dem Gefängnis entlassen worden, da die Staatsanwaltschaft in einem anderen Fall für seine Aussage einen Deal über Immunität mit ihm abgeschlossen hatte. Haben es die Ermittler Kevin Bernard (Rückkehrer Anthony Anderson) und Frank Cosgrove (

Die Dynamik in der Zusammenarbeit zwischen Bernard und Cosgrove ist deutlich angespannter, als Zuschauer es in den letzten Jahren des Originals noch erlebt hatten. Die Symptome eines politisch gespalteten Landes ziehen sich bis in die liebevoll wieder hergestellten Räume des 27. Polizeireviers und der Staatsanwaltschaft von Manhattan. Während Detective Bernard inzwischen deutlich abgekämpfter, aber auch ruhiger wirkt, trägt sein noch recht neuer Partner Detective Cosgrove, sein Herz auf der Zunge. Er versteht nicht, warum er schwarze Zeugen auf der Straße anders behandeln soll und warum es moralisch nicht mehr in Ordnung für NYPD-Ermittler sein soll, Tatverdächtige im Verhör anzulügen, obwohl es eindeutig legal ist.
Diese Handys, sie haben alles ruiniert
, sprüht in einem Moment der Selbstvergessenheit aus ihm heraus. Detective Bernard erinnert ihn daraufhin an etwas, worin sich beide eigentlich einig sind: Die Handys können sie auch an ihre Verantwortung erinnern und dafür sorgen, dass sie in ihrem Job keine Fehler begehen. Im ersten Moment wirkt die Auseinandersetzung plakativ und oberflächlich. Im nächsten Moment wird klar, dass genau hier die Trennlinie des amerikanischen Publikums verlaufen dürfte, roh, ungefiltert und schnörkellos. Entlang des diffusen Gefühls von Warum ist es nicht so wie früher?
und Wer oder was ist daran schuld?
verläuft der gesellschaftspolitische Grabenkrieg. Indem diese Spaltung hier mit den Hauptfiguren explizit anerkannt wird - nicht mit Nebensätzen, nicht mit gut gemeinten Beschwörungsformeln, sondern in den Charakteren selbst - ist "Law & Order" trotz mangelnder Subtilität den meisten anderen Network-Dramen einen großen Sprung voraus.

Diese veränderte Sensibilität findet auch Eingang ins Büro der Staatsanwaltschaft. Die stellvertretende Staatsanwältin Samantha Maroun (Odelya Halevi -
Wie sieht es für NYPD und Staatsanwaltschaft aus, wenn hier eine traumatisierte Frau, deren Vergewaltiger nie ausreichend bestraft werden konnte, von den Ermittlungsbehörden angelogen wird? Für diese Form des wohlmeinenden, aber offensichtlich nicht zu Ende durchdachten Entgegenkommens, muss Price im Lauf der weiteren Verhandlung noch einen bitteren Preis zahlen. Was geschieht, falls die Geschworenen die Gefühle für das Schicksal von Nicole Bell tatsächlich über Recht und Gesetz stellen und sie somit nicht wegen Mordes zweiten Grades verurteilen? Letzten Endes wackelt hier nicht weniger als eine Säule des amerikanischen Rechtsstaats.
Es bleibt zu hoffen, dass "Law & Order" auch in den weiteren Folgen der neuen Staffel nicht vor großen Themen unserer Zeit zurückschreckt, auch wenn diese mal mehr oder weniger gelungen, mal mehr oder weniger plakativ behandelt werden. Interessanterweise geschieht dies hier ausgerechnet innerhalb eines Streamlining-Prozesses, der Ecken und Kanten im US-Network-Fernsehen durch zunehmendes Franchising immer weiter abschleift. CBS hat bereits den dreifachen

Die neue Besetzung ist weitgehend stark genug, um dieses Spiel mit moralischen Grauzonen zu tragen. Da man bei den Hauptfiguren, ebenfalls traditionsgemäß, kaum etwas über die persönlichen Geschichten hinter den Berufen erfährt, sind einmal mehr Chemie, Sympathie und Schauspiel entscheidend. Hugh Dancy glänzt als hin- und hergerissener, einfühlsamer Staatsanwalt Nolan Price und Camryn Manheim (Ich bin nicht in der Stimmung für Politik!
Ein Vorsatz, der hier immer wieder neu erstritten werden muss.
Ähnlich felsenfest in der Brandung steht, wie könnte es anders sein, Sam Waterston, der als Staatsanwalt Jack McCoy hier in sein mittlerweile 17. "Law & Order"-Jahr geht. Leider hat McCoy hier zunächst noch nicht besonders viel zu tun, doch seine ersten kurzen Auftritte hallen nach. Schwächstes Glied im Ensemble ist bislang Odelya Halevi als stellvertretende Staatsanwältin Samantha Maroun. Zwar erfährt man über den Hintergrund ihrer Figur in einem bemerkenswerten Schlussplädoyer am meisten. Schauspielerisch kann sie geradezu legendären Vorgängerinnen wie Jill Hennessy (
Auch nicht Carey Lowell, die hier als Jamie Ross mit einem Gastauftritt ein Überraschungs-Comeback feiert. In den Staffeln 7 und 8 führte sie gemeinsam mit Jack McCoy die Anklage und war danach auch mit Gastauftritten als Strafverteidigerin und schließlich als Richterin (

Der offen ausgetragene Konflikt zwischen einem offensichtlich älteren und mehr in sich ruhenden Detective Bernhard und seinem neuen Partner ist eine der größten Stärken dieser ersten Folge. Die Verpflichtung des früheren "Burn Notice"-Stars Jeffrey Donovan als Detective Frank Cosgrove ist ein Glücksgriff. Exemplarisch stehen die beiden für zwei gesellschaftliche, amerikanische Extreme. Doch es gibt einen entscheidenden Unterschied: Trotz ihrer Auseinandersetzungen ringen sie offensiv darum, das Richtige tun zu wollen und hören nie auf, miteinander zu sprechen. So sieht man ihnen gerne zu, auch wenn man als Zuschauer selbst immer wieder anderer Meinung ist. Dies zuzulassen ist eine weitere Selbstverständlichkeit, die inzwischen keine mehr ist und aus der "Law & Order" glücklicherweise Kapital schlägt. Geschliffenere Dialoge, ein Hauch mehr Subtilität hier und da und nicht ganz so plakativ geklonte Ausgangsfälle könnten dennoch nicht schaden.
Dick Wolf meinte einmal, die perfekte "Law & Order"-Folge sei jene, in der alle sechs Hauptfiguren eine unterschiedliche Einschätzung zu einem Thema haben und man sich als Zuschauer in jede dieser Argumentationen würde hineinversetzen können. Getreu dem Motto: "Lauf ein paar Meilen in meinen Schuhen und du weißt, wer ich bin." Ganz so weit ist es leider noch nicht. Doch die erste neue Folge seit zwölf Jahren macht einen guten Schritt in diese Richtung.
Diese Kritik basiert auf der ersten neuen "Law & Order"-Episode "The Right Thing".
NBC zeigt die neue "Law & Order"-Staffel seit dem 24. Februar im wöchentlichen Ausstrahlungsrhythmus. Ein deutscher Starttermin ist noch nicht bekannt.
Über den Autor
auch interessant
Leserkommentare
User 680545 schrieb am 25.06.2022, 09.06 Uhr:
Die neuen Folgen können in keiner Weise an die alten heranreichen. Habe die ersten zwei Folgen angeschaut und werde die anderen nicht mehr ansehen; wäre vertane Zeit. Es fehlen die Beweise, nichts genau recherchiert, Staatsnwalt hält im Vorfeld ein Ansprache für den Angeklagten usw. Auch vermisse ich die spitzfindig geführten Rededuelle. Es kommt keine Spannung auf und man kann anhand der Fakten die im Film (zu kurz kommen) einfach nicht beurteilen Schuldig oder Nichtschuldig.
Martina schrieb am 03.04.2022, 16.24 Uhr:
Jack McCoy hätte man gern im Giftschrank lassen können. Einer der unsympatischsten Charaktere in einer Serie überhaupt! Und die Serie war immer latent sexistisch. Das wird sich wahrscheinlich nicht geändert haben. Eine nette Idee wäre ein Team aus Jeffrey Donovan und Coby Bell (Burn Notice) gewesen - quasi zum 10jährigen Ende ihrer Serie. Anthony Anderson war auch nie einer meiner Lieblingsermittler.
streamingfan schrieb am 26.02.2022, 16.31 Uhr:
Hoffentlich zeigt 13th Street auch die neuen Folgen der Serie.
Torsten S schrieb am 25.02.2022, 20.57 Uhr:
Noch heute schaue ich die alten Folgen von Law & Order und auch den Ableger S. V. U. sehr gerne. Die laufen zuzeit auch auf verschiedenen Sendern. Aber ich freue mich sehr auf neue Folgen wo mir vor allem der neue Cast gefällt. Alte Bekannte und neue Gesichter, das passt und hoffentlich habe diese dann auch ihre Syncro-Stimmen! Bin gespannt, wann die Folgen kommen, wobei man damit rechnen muss, dass sie nicht gleich im Free-TV laufen werden. Da kann man wohl wiedermal Ewigkeiten drauf warten. Ähnlich wie Organzed Crime (wo gerade Staffel 2 angelaufen ist) und auch die neuen Folgen von CSI Vegas, werden die Folgen dann erst im Stream zu sehen sein. Aber das hat man schließlich heute.
BobbyBobby schrieb am 05.03.2022, 11.31 Uhr:
Ich habe es schon vor etlichen Jahren mal so formuliert: Wenn ich amerikanische Verhältnisse im TV will, wandere ich am besten dahin aus." Und, was haben wir jetzt ? Genau das. Und das alles nur, weil, sorry, die Mehrheit der in dieser Beziehung geistig minder bemittelten jede Chance nutzt, um auch noch dem letzten unnötigen Streamingportal das Überleben zu sichern. Wären wir alle intelligent genug und würden uns hier und da etwas mehr zurückhalten, gäbe es die Hälfte derer schon nicht mehr.
Aber nein, besser ausgedrückt mit Uncle Sam: Dein Land braucht Dich, gibt sich aber auch mit Deinem Geld zufrieden.
Meistgelesen
- "Death in Paradise": Drehstart für 15. Staffel des britischen Serienhits
- "NCIS: Sydney" findet weitere deutsche Sendeheimat
- "Landman": Sam Elliott ("1883") ergänzt Staffel 2 von "Yellowstone"-Schöpfer
- "Revival": Termin und Trailer für neue Serie mit "Wynonna Earp"-Star Melanie Scrofano
- Die 7 wichtigsten Serien im Mai
Neueste Meldungen
Specials
- 75 Jahre ARD: Wie das Öffentlich-Rechtliche die Liebe zur US-Serie pflanzte
- Die 7 wichtigsten Serien im Mai
- "Adolescence": Peinigende Perspektiven auf eine unfassbare Gewalttat
- "Eternauta": Leichen pflastern ihren Weg
- Wie empfange ich den Free-TV-Sender Filmgold?
- "Limbo: Gestern waren wir noch Freunde" bedrückt Publikum der ARD
- "Reisen mit Muddi" trägt Streit von Ostsee zur Nordsee
Neue Trailer
- "The Bombing of Pan Am 103": Trailer zu Netflix' Lockerbie-Serie mit "Suits"- und "Sex Education"-Stars
- Dann öffnet "Hell Motel" mit "Slasher"-Star Eric McCormack seine Pforten
- "Art Detectives": Neue Krimiserie von und mit Stephen Moyer ("True Blood") mit Starttermin
- Update "The Gilded Age": Neuer Trailer zur Historienserie von "Downton Abbey"-Macher
- "Little Disasters": Diane Kruger mit Trailer zu ihrer neuen Serie
Die Vorschau - Unser neuer Podcast
