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Schlesinger-Skandal, Retrowelle, Streaming Wars: Das waren die wichtigsten Ereignisse des deutschen TV-Jahres 2022

RTL - Seriositätsoffensive vorbei?

"DSDS" sollte 2022 in eine neue, familienfreundliche Ära geschickt werden.
"DSDS" sollte 2022 in eine neue, familienfreundliche Ära geschickt werden. RTL/Stefan Gregorowius

Mit großen Ambitionen übernahm Henning Tewes im März 2021 die Geschäftsführung von RTL. Im Zuge einer allgemeinen Neuausrichtung der Sendergruppe sparte man nicht mit Ankündigungen, das Programm künftig seriöser, familienfreundlicher und informativer ausrichten zu wollen. Unser Verständnis von positiver Unterhaltung ist durch die frühen Jahre geprägt, eine Rückbesinnung mehr als eine Abkehr, Wir möchten wieder mehr Lagerfeuermomente für Jung und Alt kreieren oder auch Wir machen Programm aus einem positiven Menschenbild heraus hieß es.

Quasi als Zeichen für diese Stoßrichtung beendete Tewes als eine seiner ersten Amtshandlungen unter großem medialen Aufsehen die Zusammenarbeit mit dem umstrittenen Castingjuror Dieter Bohlen, der fortan von seinen Posten bei  "Das Supertalent" und  "Deutschland sucht den Superstar" entbunden war. Doch ohne den kontroversen Bohlen und dessen von manchen Menschen unverständlicherweise kultisch verehrten Sprüchen brachen die Einschaltquoten beider Shows mehr als befürchtet ein und kamen auch nicht mehr aus dem Jammertal heraus.

Auch von den Castingshows abgesehen blieben die Erfolge im Zuge der anvisierten positiveren Senderausrichtung überschaubar. Die Quoten des im August 2021 installierten, spätabendlichen Nachrichtenmagazins  "RTL Direkt", für die man Jan Hofer und Pinar Atalay von der ARD abgeworben hatte, sind weiterhin stark schwankend und vom Vorprogramm abhängig - einen eigenen Einschaltimpuls löst die Sendung um 22.15 Uhr nicht aus.

Jan Hofer moderiert "RTL Direkt"
Jan Hofer moderiert "RTL Direkt" RTL/Markus Nass

In den vergangenen Monaten sind die Bekundungen von RTL für seriöses und familienfreundliches Programm wieder auffallend verstummt. Dazu passt dann auch, dass der geschasste Dieter Bohlen nur eineinhalb Jahre nach seinem vorübergehenden Aus wieder zurück ins Boot geholt wurde - unter der fadenscheinigen Begründung, er habe sich wie RTL verändert und man könne die 20. Staffel von "DSDS" ohne Bohlen nicht feiern. Nachdem RTL in diesem Jahr erfolglos versucht hatte, mit einer kompletten Jury-Neubesetzung "DSDS" in seriösere Bahnen zu lenken, wirkt die Zusammensetzung für die kommende Staffel nun gewissermaßen wie eine Rolle rückwärts, um zu betonen, dass man wieder voll auf Trash setzt. Denn neben Dieter Bohlen sitzen 2023 auch die kontroverse Rapperin Katja Krasavice, Sänger und Bohlen-Buddy Pietro Lombardi sowie Nachwuchssängerin Leony. RTL spricht davon, dass DSDS-Fans wieder all das bekommen sollen, was sie lieben. Von sanften Tönen über gnadenlose Kritik bis hin zu Kultsprüchen, bei denen kein Auge trocken bleibt. Es ist ein Eingeständnis, dass der eingeschlagene Kurs in Richtung mehr Qualität und Haltung gescheitert ist.

Die "DSDS"-Jury 2023: Leony, Katja Krasavice, Pietro Lombardi und Dieter Bohlen (v. l. n. r.)
Die "DSDS"-Jury 2023: Leony, Katja Krasavice, Pietro Lombardi und Dieter Bohlen (v. l. n. r.) RTL/Stefan Gregorowius

Bei dieser Anfang 2023 startenden Staffel sollte es sich laut früheren Ankündigungen angeblich um die letzte handeln. Doch verdächtigerweise wird auch darüber inzwischen kein Wort mehr verloren - spätestens seit Geschäftsführer Henning Tewes Mitte November nach weniger als zwei Jahren seinen Posten räumen musste. Sein Nachfolger ist Stephan Schmitter als neuer Programm-Geschäftsführer. Wie sehr mit ihm noch die seriöse Richtung verfolgt wird, bleibt abzuwarten. So richtig glaubhaft war diese Behauptung ohnehin nicht. Sicherlich,  "Team Wallraff" und Felix Hutt steuern immer wieder investigative Reportagen bei und  "stern TV" hat eine zusätzliche Ausgabe am späten Sonntagabend erhalten. Letztendlich sind das aber nur Feigenblätter im Programm - so wie die diversen Politiker-Interviews, die man regelmäßig nach Mitternacht um 0.25 Uhr als  "RTL Nachtjournal Spezial" versendet.

Überwiegend bestand und besteht das RTL-Programm auch weiterhin aus wenig seriösen Formaten wie  "Der Bachelor",  "Bauer sucht Frau",  "Das Sommerhaus der Stars" oder  "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!". Ach ja:  "Die Passion" lief auch in diesem Jahr. Das seltsame Oster-Spektakel mit Thomas Gottschalk als Erzähler der biblischen Passionsgeschichte und Alexander Klaws als Jesus Christus inmitten einer Liveprozession auf dem Burgplatz in Essen sollte eigentlich jährlich fortgesetzt werden. Doch entgegen vorheriger Ankündigungen bleibt den Zuschauern zumindest 2023 eine weitere Auferstehung erspart.

Thomas Gottschalk, Alexander Klaws und Ella Endlich
Thomas Gottschalk, Alexander Klaws und Ella Endlich RTL/Benno Kraehahn

Jahrzehntelang konnte RTL eine bequeme Haltung einnehmen und sich darauf verlassen, dass mit dem "Supertalent" im Herbst und "DSDS" im Frühjahr rund sieben bis acht Monate im Jahr für solide Quoten gesorgt ist. Da nun beide Sendungen nicht mehr funktioniert haben, stand RTL plötzlich vor einem großen Problem, wie man am Samstagabend wieder Zuschauer für sich gewinnen kann. Versuche, dort mit alternativen Showformaten wie  "Die deutsche Luftballonmeisterschaft",  "40 Jahre Supernasen", einem  "Die Puppenstars"-Comeback oder dem  "Wetten, dass..?"-Abklatsch  "Ich setz auf Dich" zu punkten, gingen gehörig schief.

Mit ein Grund für die allmähliche Rückkehr zur Devise "RTL macht wieder RTL-Programm" dürfte daher die bittere Erkenntnis sein, dass die Zuschauer mit dem Sender bestimmte Sendungen verbinden und einen bestimmten Tonfall erwarten. Und sobald man sich ein wenig davon entfernt und eine andere Marschrichtung vorgibt, laufen die Stammzuschauer davon - und noch bitterer: Es kommen auch keine neuen hinzu.


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Leserkommentare

  • Marcus Cyron schrieb am 12.01.2023, 07.15 Uhr:
    Man kann es auch kurz zusammen fassen: Das Deutsche Fernsehen zeigten auch 2022 überaus großen Mut zur Feigheit.

    Fast alles, was einigermaßen brauchbar war, lief in Streaming-Formaten. Das deutsche TV ist tot. Bitte nicht wiederbeleben.