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Schlesinger-Skandal, Retrowelle, Streaming Wars: Das waren die wichtigsten Ereignisse des deutschen TV-Jahres 2022

Retro-Fieber - Kurzer Hype oder dauerhafter Trend?

Sebastian Pufpaff moderiert "TV total"
Sebastian Pufpaff moderiert "TV total" ProSieben/Willi Weber

Ende letzten Jahres brach eine regelrechte Retrowelle über das deutsche Fernsehen herein. Im November 2021 kehrten gleich drei Show-Klassiker zurück:  "Wetten, dass..?",  "TV total" und  "Geh aufs Ganze!". Alle drei Sendungen konnten mit ihren jeweiligen Premierenausgaben überragende Einschaltquoten einfahren, so dass viele Fernsehmacher freudig darüber waren, offenbar einen Nerv getroffen und den nächsten großen TV-Trend gefunden zu haben, auf den man bauen kann. Entsprechend trat das ein, was angesichts des Erfolgs abzusehen war: 2022 kehrten zahlreiche weitere Shows aus der TV-Vergangenheit zurück auf die Fernsehbildschirme.

Eine Erkenntnis stellte sich jedoch schon nach vergleichsweise kurzer Zeit ein: Nicht jedes einstmals erfolgreiche TV-Format eignet sich für eine Neuauflage - und bei so manchen Sendungen war das Bedürfnis nach Retro-Fernsehen bei einigen Zuschauern schon nach ein, zwei Ausgaben offenbar wieder gestillt. Die erste Folge des Comebacks von "TV total" sahen am 10. November 2021 etwa noch 2,86 Millionen Menschen, in der jungen Zielgruppe kamen überragende 27,2 Prozent Marktanteil zustande. Mittlerweile hat sich die Comedyshow, in der Sebastian Pufpaff in die Fußstapfen von Stefan Raab trat, bei rund einer Million Zuschauer und Zielgruppen-Marktanteilen zwischen 9 und 12 Prozent eingependelt. Das sind wahrlich keine Zahlen, die Bäume ausreißen, aber für ProSieben gut genug und immerhin ein Anker am Mittwochabend, der nachfolgend mit  "Zervakis & Opdenhövel. Live." weiterhin einbricht.

Jörg Draeger und Daniel Boschmann präsentieren gemeinsam die Neuauflage von "Geh aufs Ganze!"
Jörg Draeger und Daniel Boschmann präsentieren gemeinsam die Neuauflage von "Geh aufs Ganze!" Sat.1/Frank Hempel

Die Gameshow "Geh aufs Ganze!" mit Jörg Draeger kehrte 18 Jahre, nachdem die letzte reguläre Ausgabe gelaufen war, im vergangenen Jahr mit zunächst drei Ausgaben in Sat.1 zurück. Aus einer 30- bis 60-minütigen Vorabendshow wurde eine rund zweistündige Freitagabendshow gebastelt. Sat.1 stellte dem vitalen 77-Jährigen einen jüngeren Kollegen zur Seite:  "Sat.1-Frühstücksfernsehen"-Moderator Daniel Boschmann fungiert als Co-Moderator. Die erste Folge des "Geh aufs Ganze!"-Revivals traf den Nerv des Publikums und war mit 2,57 Millionen Zuschauern und hervorragenden 17,0 Prozent auch bei den 14- bis 49-Jährigen ein voller Erfolg. Die zwei weiteren Ausgaben büßten an Reichweite ein, waren jedoch immer noch deutlich im Soll. Dann ließ Sat.1 aber fast ein ganzes Jahr verstreichen, bevor die zweite Staffel an den Start gehen durfte - zudem wurde die Show unnötigerweise von Freitag- auf Donnerstagabend verschoben. Mit dem Ergebnis, dass "Geh aufs Ganze!" nach der einjährigen Pause nur noch auf 1,36 Millionen Zuschauer und 8,0 Prozent kam.

Eine ähnliche Entwicklung nahm auch die Neuauflage von  "Der Preis ist heiß", die RTL angesichts des Anfangserfolgs von "Geh aufs Ganze!" in Auftrag gab - mit dem Originalmoderator Harry Wijnvoord und Thorsten Schorn als Announcer. Auch hier war die erste Folge des Comebacks erfolgreich: Satte 2,84 Millionen Zuschauer schalteten im Mai 2022 ein, der Zielgruppen-Marktanteil betrug starke 17,1 Prozent. Die zweite Folge, die einen Monat später gezeigt wurde, war mit 2,26 Millionen Zuschauern ebenfalls noch erfolgreich (zur ausführlichen Show-Kritik). Dann jedoch ging das Interesse spürbar zurück und ein Weihnachts-Special sahen im Dezember nur noch 1,43 Millionen Menschen, der Zielgruppen-Marktanteil betrug 7,8 Prozent.

Sowohl für "Der Preis ist heiß" als auch "Geh aufs Ganze!" gilt: Gameshows, die ursprünglich als Vorabendsendungen konzipiert wurden und dort wunderbar funktionierten, eignen sich nicht unbedingt für aufgeblähte, mehrstündige Primetime-Versionen, die dadurch zwangsläufig Längen besitzen. Jörg Draeger sagte im TV Wunschliste-Interview: Für meinen Geschmack ist "Geh aufs Ganze!" letztendlich keine Sendung für den Abend und schon gar nicht 95 Minuten lang. Für 30 oder 35 Minuten am Vorabend ist das Format perfekt. (zum kompletten Interview mit Jörg Draeger) Dies stößt bei den Verantwortlichen jedoch auf taube Ohren und zumindest von "Der Preis ist heiß" plant RTL auch 2023 weitere Primetime-Ausgaben.

Ulla Kock am Brink moderiert wieder "Die 100.000 Mark Show"
Ulla Kock am Brink moderiert wieder "Die 100.000 Mark Show" RTL/Stefan Gregorowius

Mit der  "100.000 Mark Show" brachte RTL in diesem Jahr allerdings auch einen Gameshow-Klassiker zurück, der schon in den 1990ern eine abendfüllende Sendung war. Und siehe da: Das Konzept funktioniert heute noch und Moderatorin Ulla Kock am Brink führte souverän und in ihrer charmant-eigenwilligen Art durch die Sendung, in der auch im Jahr 2022 um 100.000 Mark gespielt wurde (zur ausführlichen Show-Kritik). Leider beging RTL hier aus unerfindlichen Gründen den Fehler, die mehr als dreistündige Sendung nicht am Samstag-, sondern am Sonntagabend zu zeigen. Dort schlug sich die Premiere Anfang September mit 1,66 Millionen Zuschauern und 12,0 Prozent in der jungen Zielgruppe ordentlich, doch die zweite Folge brach Ende Oktober gegen den Kölner  "Tatort" ein und kam nur noch auf 1,31 Millionen und 8,3 Prozent. Zwei weitere Ausgaben sind bereits für 2023 produziert - und vielleicht befolgt RTL für diese noch den Rat von Ulla Kock am Brink: Ich hätte die Show natürlich auf den Samstag gelegt.

Dass ein Comeback auch völlig in die Hose gehen kann, zeigte sich bereits Anfang 2022, als RTL es für eine gute Idee hielt, die Panelshow  "7 Tage, 7 Köpfe" zurückzubringen (zur ausführlichen Show-Kritik). Doch das Comeback verlief nicht nach Plan. Gestartet war die Neuauflage, die von Guido Cantz moderiert wurde, Anfang Februar noch vor 3,21 Millionen Menschen und mit einem starken Marktanteil von 17,5 Prozent in der werberelevanten Zielgruppe. Damals profitierte die Sendung allerdings davon, dass sie als Unterbrechung des Flaggschiffs  "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!" fungierte. Danach ging es am späten Samstagabend im Anschluss an  "Deutschland sucht den Superstar" immer weiter bergab. Selbst Gastauftritte früherer Stammgäste der Originalshow wie Bernd Stelter und Kalle Pohl sowie des einstigen Moderators Jochen Busse brachten keine Besserung.

Kurzes Comeback: "7 Tage, 7 Köpfe"
Kurzes Comeback: "7 Tage, 7 Köpfe" RTL/Steffen Z. Wolff/Brainpool

Daher zog RTL Konsequenzen und verbannte die Sendung für die restlichen Folgen bis Mitte April auf einen Sendeplatz nach Mitternacht - freitags im Anschluss an  "Let's Dance". Doch auch dort stellte sich keine Besserung ein: Die letzte Folge, in der Comedians ihre Gags wie in den 1990ern vom Blatt ablasen, sahen gerade mal noch 740.000 Menschen, in der jungen Zielgruppe wurde ein Tiefstwert von 6,4 Prozent eingefahren. Nach den schlechten Quoten traf RTL schließlich die Entscheidung, die Sendung nicht weiter fortzusetzen. Somit war das groß angekündigte Comeback der  einstigen Kultshow nur ein kurzes Vergnügen. Nach nur zwölf Ausgaben verschwand die Comedy-Panelshow wieder auf den Fernsehfriedhof.

Auch davon abgesehen bestückte vor allem RTL sein Programm immer wieder mit Formaten, die auf den Nostalgiefaktor setzten - aber oftmals keine große Aufmerksamkeit erzeugen konnten. Eine Neuauflage der Impro-Comedy  "Frei Schnauze" verharrte ebenso in der Bedeutungslosigkeit wie die Retro-Dokureihe  "Back to" mit Sasha und Laura Wontorra oder  "Die Cindy aus Marzahn Show", in der Ilka Bessin noch einmal in die Rolle der Frau im pinken Jogginganzug schlüpfte, die sie eigentlich abgelegt hatte. Die einstige Erfolgsserie  "Balko" haben offenbar auch nicht allzu viele Menschen vermisst - die Fortsetzung  "Balko Teneriffa" ging gnadenlos unter. Ebenso mit Desinteresse abgestraft wurden die Eventshows  "40 Jahre Supernasen" und  "35 Jahre Dirty Dancing", die am Samstagabend versagten.

RTL/Willi Weber

Besser lief es da schon für  "RTL Samstag Nacht - Das Wiedersehen". Die einmalige Reunion der Kultshow aus den 1990er Jahren erzielte sehr gute 15,7 Prozent in der Zielgruppe und eine Gesamtreichweite von 1,77 Millionen Zuschauern (zur ausführlichen Show-Kritik). Solide schlugen sich auch die sogenannten Test-Shows, die vor allem in den 00er Jahren regelmäßig veranstaltet wurden - und auch 2022 konnten sich einige Menschen etwa für den  "großen IQ-Test" begeistern. Auf gleich zwei Sendern durfte sich Produzent Stefan Raab austoben: Während RTL sein  "Turmspringen" neu auflegte und damit starke 21,6 Prozent erzielte, zeigte ProSieben Neuauflagen der  "TV total Wok-WM" und  "TV total Autoball-WM", die es auf ebenso erfreuliche 17,3 bzw. 13,6 Prozent brachten.

Barbara Salesch ist zurück
Barbara Salesch ist zurück RTL/Stefan Gregorowius

Im Zuge des Retro-Booms brachte RTL auch das Genre Gerichtsshow zurück - und offenbar haben mehr Zuschauer derlei Formate vermisst, als manche getippt hätten. Vor allem das Comeback der inzwischen 72-jährigen Barbara Salesch wurde auf Anhieb zum Erfolg, weshalb ihre zunächst am Vormittag getestete Sendung  "Barbara Salesch - Das Strafgericht" nach nur wenigen Wochen in den Nachmittag befördert wurde und dort für hohe Zielgruppen-Marktanteile zwischen 10 und 15 Prozent sorgt, wie sie RTL in der Daytime schon lange nicht mehr hatte. Mit dem Wechsel ins Nachmittagsprogramm brachte RTL ein zweite Gerichtsshow zurück und fortan fällt im Anschluss an Barbara Salesch auch wieder Ulrich Wetzel seine Urteile im  "Strafgericht".

Thomas Gottschalk und Michelle Hunziker präsentierten ein weiteres Mal "Wetten, dass..?"
Thomas Gottschalk und Michelle Hunziker präsentierten ein weiteres Mal "Wetten, dass..?" ZDF/Sascha Baumann

Der Auslöser der Retrowelle durfte jedoch auch 2022 nicht fehlen: Nach einem Jahr standen Thomas Gottschalk und Michelle Hunziker wieder gemeinsam auf der ganz großen Showbühne und führten durch "Wetten, dass..?" (zum ausführlichen Vor-Ort-Bericht). Nach dem fulminanten Comeback im letzten Jahr war auch die diesjährige Ausgabe ein überragender Erfolg und sicherte sich den Tagessieg in allen Altersklassen: 10,09 Millionen Zuschauer waren allein in Deutschland dabei und bescherten dem ZDF satte 39,5 Prozent Gesamtmarktanteil. Davon waren 2,65 Millionen aus der jungen Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen, die für noch sagenhaftere 43,7 Prozent sorgten. Im Vergleich zu 2021, als "Wetten, dass..?" nach endgültig gewichteten Quoten sogar 14,4 Millionen Zuschauer erreichte, ging die Gesamtreichweite zurück - dies war allerdings erwartbar, schließlich kehrte die Show damals nach einer siebenjährigen Pause auf den Bildschirm zurück und der Neugier-Faktor war entsprechend hoch. Dennoch war "Wetten, dass..?" auch 2022 die mit Abstand erfolgreichste Unterhaltungsshow des Jahres. Fest steht, dass es auch im kommenden Jahr wieder eine neue Ausgabe geben wird.

Darüber hinaus legt Sat.1 in Kürze nach 13 Jahren Pause die Zirkus-Show  "Stars in der Manege" neu auf und hat in Aussicht gestellt, gleich drei weitere Formate in "Kult-Show-Wochen" zurückzubringen: Während Ruth Moschner eine Neuauflage von  "Jeopardy!" moderiert, präsentiert Jörg Pilawa neue Versionen von  "Die Pyramide" und "Herzblatt" alias  "Dating Game - Wer soll dein Herzblatt sein?". Doch wie lange sich das Retro-Pferd von den TV-Sendern noch erfolgreich reiten lässt, das bleibt abzuwarten.


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Leserkommentare

  • Marcus Cyron schrieb am 12.01.2023, 07.15 Uhr:
    Man kann es auch kurz zusammen fassen: Das Deutsche Fernsehen zeigten auch 2022 überaus großen Mut zur Feigheit.

    Fast alles, was einigermaßen brauchbar war, lief in Streaming-Formaten. Das deutsche TV ist tot. Bitte nicht wiederbeleben.