Das Film- und Fernsehserien-Infoportal

Log-In für "Meine Wunschliste"

Passwort vergessen

  • Bitte trage Deine E-Mail-Adresse ein, damit wir Dir ein neues Passwort zuschicken können:
  • Log-In | Neu registrieren

Registrierung zur E-Mail-Benachrichtigung

  • Anmeldung zur kostenlosen Serienstart-Benachrichtigung für

  • E-Mail-Adresse
  • Für eine vollständige und rechtzeitige Benachrichtigung übernehmen wir keine Garantie.
  • Fragen & Antworten

TV-Kritik/Review: "Ganz oder gar nicht": Serien-Fortsetzung mit angezogener Spaßbremse

von Ralf Döbele
(12.07.2023)

Mark Addy als Dave
Mark Addy als Dave Disney+

"Ganz oder gar nicht: Die Serie" wirkt vollkommen überfrachtet. Der Film hatte es doch vorgemacht: Unterhaltung, liebenswerte Figuren und Comedy zuerst - die Sozialkritik brennt sich dann praktisch automatisch ins Gedächtnis der Zuschauer. Nur so bleiben sie offen, können all dies auch wirklich verarbeiten. Mit der Serie provoziert man dagegen unwillkürlich, dass Zuschauer eine Mauer gegen sozialkritische Belehrung und eine Flut von Themen aufbauen, denen sie in den Nachrichten ohnehin ständig begegnen. 

Immer wieder kommt das Format der einstigen Leichtigkeit nah, wechselt dann aber praktisch sofort wieder in den aufklärenden Modus, der leider nicht unbedingt authentisch wirkt. Mehr noch, er reduziert potenziell interessante Nebenfiguren zu Abziehbildern, zu vermeintlich lehrreichen Momenten.

Eigentlich kann es Drehbuchautor Simon Beaufoy doch besser, was er nicht nur mit "The Full Monty", sondern auch mit dem mehrfach Oscar-gekürten  "Slumdog Millionär" oder dem Outdoor-Drama  "127 Hours" unter Beweis gestellt hat. Diese Filme strotzen nur so von farbenfroher und überraschender Aufbereitung vermeintlich sperriger Themen. Doch wo ist die Leichtigkeit hin? Alleine an seiner Co-Autorin Alice Nutter ( "Trust") kann es kaum liegen. Vielleicht fehlt den Serienregisseuren Andrew Chaplin und Catherine Morshead hier das Fingerspitzengefühl für die perfekte Balance, die Filmregisseur Peter Cattaneo bei der Vorlage an den Tag legte.

Gaz (Robert Carlyle) und seine Tochter Destiny (Talitha Wing)
Gaz (Robert Carlyle) und seine Tochter Destiny (Talitha Wing) Disney+

Einen Comedy-Lichtblick bietet zumindest Gaz' Teenager-Tochter Destiny, verkörpert von Neuzugang Talitha Wing. Destiny ist aus einer anderen Beziehung hervorgegangen und ist ihrem Vater erschreckend ähnlich. Immer wieder lässt sie Schule Schule sein und sorgt bei ihren Freundinnen für allerlei Aufruhr. Gleich in der ersten Folge kidnappt sie aus Versehen einen Hund, der in  "Britain's Got Talent" bereits seine 15 Minuten Ruhm abgestaubt hat. Gaz bringt sich nur allzugerne ein, um seiner Tochter aus dieser absurden Situation herauszuhelfen. Die Chemie zwischen Robert Carlyle und Talitha Wing stimmt und sie sind ein interessantes Vater-Tochter-Duo. Doch die Story der Serie mäandert zu sehr von Nebenschauplatz zu Nebenschauplatz um diese Dynamik tatsächlich gewinnbringend für sich nutzen zu können.

Der Hauch von Merkwürdigkeit, welche die Fortsetzung überlagert, beginnt bereits beim Titel. Weitere Auftritte oder oder Strip-Einlagen der (natürlich) gealterten Herren sucht man in "The Full Monty" vergebens. Auch das, an sich ja in Ordnung: Vielleicht wäre es aber von den Machern ehrlicher gewesen, den Titel der Serie zu ändern, so wie HBO Max es zuvor auch bereits bei "And Just Like That..." getan hat. Hier wird klar eingeordnet: Dies ist nicht mehr  "Sex and the City" - kann es nämlich auch gar nicht sein. Bei "Ganz oder gar nicht" wird dagegen mit Erwartungen von Zuschauern gespielt, die aufgrund der massiv veränderten Tonalität eigentlich nur enttäuscht werden können.

Angesichts eines noch immer überbordenden Streaming-Angebots und einer Notwendigkeit wiedererkennbarer Marken bleibt dies vermutlich ein frommer Wunsch: Aber wie wäre es mit einer neuen Dramedy über den britischen Norden und die Arbeiterklasse? "Ganz oder gar nicht" entstand Mitte der 1990er Jahre aus einer spezifischen Sensibilität der damaligen Zeit. Vielleicht wäre es auch in Ordnung, für einen heutigen Blick auf die Welt auch ausschließlich heute kreierte Figuren ins Feld zu führen. Bei "The Full Monty" hätte dies ein Reboot bedeutet - oder dass man gar auf die Miniserie verzichtet. Was Hulu und Disney+ angesichts der Bekanntheit der Marke vermutlich nie getan hätten.

Trotz aller Abwägungen der aufgezeigten sozialen Missstände und trotz aller Wiedersehensfreude mit Robert Carlyle und Co., die Schlussfolgerung ist leider ganz einfach: Wenn ich die Wahl hätte, ich würde lieber den Originalfilm noch 26 Mal angucken, als diesen Figuren in dieser Form 26 Jahre später zu begegnen. Dann doch lieber "Alien - Die Wiedergeburt".

Meine Wertung: 2.5/5

Alle acht Episoden von "Ganz oder gar nicht: Die Serie" sind seit dem 12. Juli bei Disney+ in Deutschland abrufbar.


 

Über den Autor

Ralf Döbele ist Jahrgang 1981 und geriet schon in frühester Kindheit in den Bann von "Der Denver-Clan", "Star Trek" und "Aktenzeichen XY…ungelöst". Davon hat er sich als klassisches Fernsehkind auch bis heute nicht wieder erholt. Vor allem US-Serien aus allen sieben Jahrzehnten TV-Geschichte haben es ihm angetan. Zu Ralfs Lieblingen gehören Dramaserien wie "Friday Night Lights" oder "The West Wing" genauso wie die Prime Time Soaps "Melrose Place" und "Falcon Crest", die Comedys "I Love Lucy" und "M*A*S*H" oder das "Law & Order"-Franchise. Aber auch deutsche Kultserien wie "Derrick" oder "Bella Block" finden sich in seinem DVD-Regal, das ständig aus allen Nähten platzt. Ralf ist als freier Redakteur für TV Wunschliste tätig und kümmert sich dabei hauptsächlich um tagesaktuelle News und um Specials über die Geschichte von deutschen und amerikanischen Kultformaten.

Beitrag melden

  •  

Leserkommentare