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TV-Kritik/Review: "High Fidelity": Zoë Kravitz dominiert als weiblicher Plattennerd mit Liebeskummer
(14.03.2020)
Rob Brooks betreibt einen unabhängigen Plattenladen in einem hippen Viertel Brooklyns, in den sich allerdings relativ selten Kunden verirren. Den größten Teil ihres Arbeitstages verbringt sie deshalb damit, den ins Absurde neigenden Diskussionen ihrer beiden Angestellten zuhören zu müssen, die gleichzeitig ihre besten (und anscheinend auch einzigen) Freunde sind. Die Drei sind fanatische Musikliebhaber und besessen von Popkultur allgemein. Den meisten Spaß haben sie dabei, immer neue Top 5-Listen auszuklügeln. Aber seit Rob von ihrem Freund Mac verlassen wurde, ist sie nicht mehr ganz bei der Sache. Um ihren Herzschmerz zu überwinden, beschließt sie, die Top 5 der Personen, die ihr in ihrem Leben am stärksten das Herz gebrochen haben, wiederzusehen. Indem sie diese fragt, warum sie sie damals verlassen haben, will sie herausfinden, warum ihr das immer wieder passiert.
Wenn Ihnen diese Inhaltsbeschreibung bis hierher bekannt vorkommt, ist das kein Wunder. Bei der aktuellen Comedyserie
Die auffälligste Änderung zum Ausgangsstoff ist diesmal, dass Geschlecht und ethnische Zugehörigkeit der Figuren in vielen Fällen munter gewechselt wurden. So ist Rob nun kein weißer Mann mehr, sondern eine junge afro-amerikanische Frau, die Zoë Kravitz (
Sonst hat sich allerdings gar nicht so viel verändert: Die Hauptfiguren verhalten sich im Wesentlichen nicht anders als ihre Vorbilder in Roman und Film, sodass man sich fragen kann, warum diese Umbesetzungen überhaupt nötig waren. Es kann ja durchaus interessant sein, wenn beispielsweise Frauen vorher als sehr männlich konnotierte Rollen übernehmen, wie man etwa bei Katee Sackhoff als Starbuck in der
Die zentrale Geschichte um Robs Liebeskummer und dessen Aufarbeitung plätschert in den jeweils rund halbstündigen Folgen eher vor sich hin - auch der Roman hatte ja schon nicht allzu viel Handlung im engeren Sinn. Mal stolpert Rob auf der Straße über ihren jüngsten Ex-Freund (Kingsley Ben-Adir,
Neben Kravitz, die die Serie klar dominiert, bleibt David H. Holmes als Plattenladen-Mitarbeiter (und Ex-Freund) Simon eher blass, während Randolph als Dritte im Bunde der Vinyl-Nerds anfangs einfach nur nervt. Besonders in der Auftaktfolge tritt sie dermaßen übertrieben schrill auf, dass ihre Szenen kaum zu ertragen sind. Das legt sich zum Glück in den weiteren Folgen, sodass einem ihre Cherise mit der Zeit doch noch sympathisch wird. Und ihre Mischung aus nerdigem Nischenwissen und übersteigertem Selbstbewusstsein sorgt auch für einige der besten Gags, von denen die Serie für eine "Comedy" sonst gar nicht mal so viele hat. Dafür gelingen den Autoren um Veronica West und Sarah Kucserka manchmal recht schöne Miniaturen zeitgenössischer Lifestyle-Absurditäten, etwa von Hipster-Cafés, in denen lauter gut gelaunte blonde Frauen ein Szene-Getränk namens Frosé trinken, oder einer Party, bei der sich alle Anwesenden mehr für ihre Instagram-optimierten Selfies interessieren als für die anderen Gäste.
Literatur in einer filmischen Form zu adaptieren ist immer eine schwierige Herausforderung: Wie überträgt man die inneren Monologe oder Gedanken der Figuren ins Audiovisuelle? Wie bricht man einen zusammenhängenden Text von mehreren Hundert Seiten in (in diesem Fall zehn) Episoden runter? Wahrscheinlich sind solche Schwierigkeiten der Grund dafür, dass abgesehen von einigen Literaturklassikern als Miniserien gar nicht so oft Romane als TV-Serien verfilmt werden. Im Fall von "High Fidelity" hilft natürlich, dass schon in der Vorlage Rob direkt mit den Lesern spricht, was nun auch Kravitz direkt in die Kamera tun darf, und dass auch Hornbys Buch eine eher episodische Struktur hatte. Als Kenner des Romans wird man viele Stationen in leicht veränderter Form wiedererkennen. Die Transformation vom London der 1990er Jahre ins New York der Gegenwart bringt aber auch grundlegende Ungereimtheiten mit sich: War es zu der Zeit, in der der Roman erschien, noch etwas eher Durchschnittliches, einen Plattenladen zu haben, und damit für den Protagonisten nachvollziehbar eine Karrieresackgasse, träumen heute wahrscheinlich fast genauso viele Musiknerds von einem solchen Job, wie überhaupt noch einen Plattenspieler besitzen. Warum also hadert die Serien-Rob so mit ihrem Leben? Zumal ihr Laden dermaßen hip wirkt, dass man sich auch noch wundert, dass er im angesagten Brooklyner Viertel nicht vor Kunden aus allen Nähten platzt.
Nach einer etwas holprigen Auftaktfolge entwickelt sich die Serie "High Fidelity" nach und nach zu einer durchaus unterhaltsamen, manchmal witzigen, manchmal emotionalen Version des Stoffes, die Hornbys Ausgangsmaterial nicht verleugnet, teilweise aber etwas zu stark modernisiert. Traditionalisten unter den Fans des Romans werden deshalb vielleicht weniger damit anfangen können. Alle Anderen sollten der nun eben weiblichen, aber nicht weniger nerdigen neuen Rob aber durchaus eine Chance geben.
Dieser Text basiert auf Sichtung der kompletten ersten Staffel der Serie "High Fidelity".
"High Fidelity" wurde in den USA vom Streaming-Dienst hulu veröffentlicht. Die erste Staffel umfasst zehn Folgen. Eine deutsche Heimat ist noch nicht bekannt geworden.
Über den Autor
Leserkommentare
Der_Herr_Heinz schrieb am 21.03.2020, 21.19 Uhr:
Der Film mit Cusack und Black ist ja unendlich genial und mittlerweile Kult, mal sehen wie die Serie ist.Sentinel2003 schrieb am 15.03.2020, 09.20 Uhr:
IMMER, wenn ich diese Frau sehe, kommt mir SOFORT ihre unfassbar geniale Tanzeinlage in der ersten Staffel von "Big Little Lies" in den Sin....:-)
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