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Komplexe deutsche Miniserie um Tod und Wiedergeburt
Julia Koschitz als Allie in "Souls"
Sky Deutschland/Geißendörfer Pictures/Nik Konietzny
TV-Kritik/Review: "Souls": Sky-Mysterydrama findet keinen stringenten Tonfall/Sky Deutschland/Geißendörfer Pictures/Nik Konietzny

"Wo ist mein Sohn?", schießt es Hanna (Brigitte Hobmeier) als erste Frage in den Kopf, als sie in der Unfallambulanz einer Klinik zu sich kommt. Gemeinsam hatten die beiden einen Autounfall, bei dem ihr Wagen von einer Brücke in einen Fluss stürzte, wie wir immer wieder in kurzen Flashbacks zu sehen bekommen. Während Hanna mit einem gebrochenen Arm davongekommen ist, ist der 14-jährige Jacob (Aaron Kissiov) wie durch ein Wunder fast unverletzt. Ebenso wie die Insassen des anderen beteiligten Autos hat Hanna aber nur überlebt, weil Jacob sie aus dem Wasser gerettet hat. Aber wie hat der Junge, der nie eine Ausbildung zum Rettungsschwimmer gemacht hat, das geschafft? Woher wusste er reflexhaft, was zu tun war?

Mit diesem Rätsel beginnt  "Souls", die neue achtteilige Miniserie von Sky, aber es wird schnell durch weitere ergänzt. Denn Jacob fängt plötzlich - wenn er mit Wasser in Berührung kommt - an, Schwedisch zu sprechen, das er nie gelernt hat, und erinnert sich daran, schon einmal gelebt zu haben: Er glaubt der Pilot einer Passagiermaschine gewesen zu sein, bei deren Absturz vor 15 Jahren alle Passagiere und die Besatzung ums Leben kamen.

Parallel erzählen die DrehbuchautorInnen um Alex Eslam (mit Hanna Maria Heidrich auch Regie) eine zweite Handlung, deren Verbindung zu der Geschichte von Jacob und Hanna sich erst am Ende der Auftaktepisode erschließt. Hier kommentiert die etwas schräg wirkende Allie (Julia Koschitz,  "Die Macht der Kränkung") selbst aus dem Off ihren Tagesablauf. Nachdem ihr langjähriger Lebenspartner Leo (Laurence Rupp) ihr offenbart hat, dass er heute seinen Job als Pilot kündigen will und die beiden Sex in der Dusche hatten, sticht Annie mit einem Messer in einen Reifen an Leos Auto und meldet sich bei ihrer Arbeitsstelle als Pathologin krank.

Müssen gemeinsam viel durchmachen: Hanna (Brigitte Hobmeier) und ihr Sohn Jacob (Aaron Kissiov)
Müssen gemeinsam viel durchmachen: Hanna (Brigitte Hobmeier) und ihr Sohn Jacob (Aaron Kissiov) Sky

Mit Sex versucht sie später, den Chef ihres Freundes zu bestechen, dessen Flugplan zu ändern - vergeblich. Da auch ein Treffen mit Leo im Café zu nichts führt, besorgt sie sich eine Pistole und taucht in der Maschine auf, in der Leo heute Dienst hat. Doch alle Versuche, ihn vom Starten abzubringen, bleiben erfolglos. Erst jetzt wird klar, dass Allie diesen Tag schon unzählige Male durchgemacht hat. Wie einst Bill Murray im Komödienklassiker  "Und täglich grüßt das Murmeltier" oder vor einigen Jahren Ulrich Tukur im  "Tatort" "Murot und das Murmeltier" findet sie sich bei jedem Aufwachen am Morgen desselben Tages wieder - des Tages, an dem ihr Geliebter sterben wird. Entsprechend ausgemergelt ist Allie durch ihre immer wieder vergeblichen Bemühungen, diesen Tod zu verhindern.

"Souls" hat also eine komplexe Erzählstruktur: Die Geschichte entfaltet sich parallel auf zwei Zeitebenen, ab Folge 3 kommt noch ein dritter Handlungsstrang hinzu. In dem begibt sich die junge Linn (Lili Epply) gemeinsam mit anderen Menschen in die Obhut einer Art Guru (Aleksander Jovanovic). Gemeinsam ist all diesen Menschen, dass sie glauben, schon einmal gelebt zu haben.

Glaubt an Wiedergeburt: Linn (Lili Epply)
Glaubt an Wiedergeburt: Linn (Lili Epply) Sky

Aber nicht nur, was die Struktur angeht, gibt sich die Serie komplex. Der Anspruch High Concept schreit einen aus fast jeder Szene der ersten Episoden an: Seht her, dies ist eine anspruchsvolle Serie, in der alles irgendwie mit allem zusammenhängt, und mit der wir es dem Publikum absichtlich nicht einfach machen! So wird der die Ereignisse auslösende Autounfall nicht etwa einfach am Anfang gezeigt, sondern immer nur bruchstückhaft in kürzesten Szenen eingestreut. Auch das seltsame Verhalten von Allie oder die Beziehungen zwischen den Figuren muss man sich als Zusehende erst erarbeiten. Das ist einerseits natürlich ein Fortschritt gegenüber vielen, gerade deutschen Serienproduktionen, die glauben, jede Kleinigkeit im Dialog erklären zu müssen, wirkt aber leider auch etwas aufgesetzt.

Mehr Probleme bereitet der Tonfall, der inkonsequent zwischen düster-tragisch (vor allem in der Handlung um Jacob) und schwarzhumorig-überdreht (bei Allie) hin und her wechselt. Während Jacob meist schweigend und geheimnisvoll grübelnd inszeniert wird und seine Eltern (Godehard Giese spielt den Vater) ebenfalls sehr ernst ihren Scheidungskrieg ausfechten, kommentiert Allie ihr Schicksal lakonisch als Voice-Over, als wäre sie ihre Namensvetterin  "Ally McBeal". Auch ihre übertriebenen Sexszenen (Hose runter im Büro des Fluglinienchefs, Jalousien zu und zur Sache) passen nicht zum ernsthaften, leisen Drama, das die Serie im Parallelstrang sein möchte. Und mit der eher psychothrillerartigen Atmosphäre der Handlung um Linn wird das Ganze noch disparater.

Hanna und ihr Ex-Mann (Godehard Giese, r.) streiten sich ums Sorgerecht für Jacob
Hanna und ihr Ex-Mann (Godehard Giese, r.) streiten sich ums Sorgerecht für Jacob Sky

Dabei wirft "Souls" durchaus faszinierende Fragen auf. Jeder kennt das Gefühl namens Déjà-Vu: jenen unbestimmten Eindruck, eine Situation genau so schon einmal erlebt zu haben. Das Konzept der Wiedergeburt ist ein gerne ins Spiel gebrachter Erklärungsansatz. Wie aber geht man damit um, wenn es so konkret wird wie bei Jakob, wenn das Gefühl nicht unbestimmt bleibt, sondern man sich ganz bewusst an Ereignisse aus einem anderen Leben erinnert? Trauer, Endlichkeit und Unsterblichkeit sind wichtige Themen, die die Serie versucht, in einer Mischung aus tiefgründigem Drama und unterhaltsamem Genre zu behandeln. Im Ergebnis bleibt das allerdings etwas dröge und reißbrettartig.

Die weiteren Folgen werden zeigen, ob sich doch noch ein erzählerischer Sog einstellt, den die Auftaktepisoden leider nicht erzeugen. Und natürlich - das größte Risiko aller Mysteryserien -, ob all die Geheimnisse einigermaßen befriedigend aufgelöst werden können.

Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten beiden Episoden von "Souls".

Meine Wertung: 3.5/5

Die achtteilige Miniserie läuft ab dem 8. November jeweils dienstags um 20.15 Uhr in Doppelfolgen auf Sky Atlantic. Gleichzeitig steht dann die komplette Staffel auf Abruf bereit.


 

Über den Autor

  • Marcus Kirzynowski
Marcus Kirzynowski ist Düsseldorfer Journalist und Serienfreund; wuchs mit "Ein Colt für alle Fälle", "Dallas" und "L.A. Law" auf; Traumarbeitgeber: Fisher & Sons, County General Notaufnahme; die Jobs auf dem Battlestar Galactica und im West Wing wären ihm hingegen zu stressig; Wunschwohnort: Cicely, Alaska. Schreibt über amerikanische und europäische TV-Serien sowie andere Kultur- und Medienthemen, u.a. für TV Wunschliste und sein eigenes Online-Magazin Fortsetzung.tv.

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Leserkommentare

  • User 65112 schrieb am 07.11.2022, 21.36 Uhr:
    Der Begriff "high concept" bedeutet leider genau das Gegenteil, nicht Komplexität und Anspruch, sondern durchschlagende Einfachheit. Die ganze Handlung lässt sich in einem Satz prägnant zusammenfassen, und dennoch trägt die Idee den ganzen Film. Sorry ;-)