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TV-Kritik/Review: "World on Fire": Überzeugt die neue TVNOW-Serie?

(30.09.2019)

Wenn Großbritannien von einem Thema nicht lassen kann, dann sind es die zwei Weltkriege des 20. Jahrhunderts - siegreich ging das Land aus beiden hervor, und als gemeinschaftsstiftende Erinnerungsanker dienen sie bis heute, vielleicht sogar gerade heute, da sich das Vereinigte Königreich angesichts des Brexit-Chaos gespaltener präsentiert denn je. Christopher Nolans Meisterwerk
Der Plot erstreckt sich über mehrere kriegsbeteiligte Länder, ein internationaler Cast spricht in diversen Sprachen, und sollte der Zuspruch entsprechend groß sein, ist das ganze Projekt sogar staffelweise über alle fünf Kriegsjahre angelegt (die erste Staffel deckt 1939/40 ab). Mehr noch: Bowker überlässt dabei den Zivilisten die Bühne. In der Serie geht es nicht um strategische Manöver zackig kommandierender Generäle und schnarrender Obersturmbannführer, sondern um jene, die von diesem Krieg, auf allen Seiten, in Mitleidenschaft gezogen werden: die Soldaten, die Daheimgebliebenen, die Flüchtenden.
Die attraktiven jungen Menschen aus der Eingangssequenz sind Harry Chase (Jonah Hauer-King aus dem tollen BBC-Vierteiler
Nach dem Zeitsprung in den späten August '38 wird das Panorama erweitert. Harry arbeitet nun als Dolmetscher im polnischen Warschau, Lois beginnt in Manchester eine Karriere als Jazzsängerin. Die US-amerikanische Radiojournalistin Nancy Campbell (großartig: Helen Hunt,
Schon in der ersten halben Stunde der Pilotepisode kurvt Bowker einmal quer durch Europa, von England nach Polen nach Deutschland und Frankreich und wieder zurück, wie der Plot überhaupt ein beeindruckendes Tempo an den Tag legt: Aufs erste Gewehrfeuer, auf den ersten Bombenhagel, auf die ersten sterbenden Sympathiefiguren muss man nicht lange warten, Liebende werden getrennt, treffen sich wieder, neue Abschiede kündigen sich an, angeblich sollen in der ersten Staffel noch die Luftschlacht um England, die Besetzung von Paris und die Schlacht um Dünkirchen Thema werden: Da muss man sich ranhalten in nur sieben einstündigen Episoden.
Schon allein, weil alles so rasant vonstatten geht, ist "World on Fire" äußerst unterhaltsam - und schrammt trotzdem immer wieder haarscharf an der Kolportage, am Schmonzettenhaften vorbei. Die puppenstubenhaften Außenkulissen (wie üblich von Prag gedoubelt) und Interieurs wirken in der aufgeräumten Regie von Adam Smith (
Trotzdem funktioniert "World on Fire" - vor allem, weil der Rhythmus stimmt. Auf intime Familienszenen folgt Romantisches, Action und Tragik takten den Stoff durch, Langeweile kommt keine auf, die Episoden schließen zudem mit melodramatisch effektiven Pointen - und auch das Casting stimmt bis in die kleinen Rollen: Yrsa Daley-Ward etwa, eine der derzeit spannendsten Spoken-Word-Poetinnen Englands, spielt Lois' schwarze Arbeits- und Bühnenkollegin Connie, und als Redakteur Schmidt, Nancys Nazi-loyaler Redakteur, ist Max Riemelt (
Dass Bowker geschliffene Dialoge schreiben kann, zeigt sich immer wieder: "Wir befinden uns im Krieg", blafft Schmidt Nancy einmal an. Die entgegnet: "Wenn Sie 'wir' sagen, meinen Sie dann Deutschland - oder Sie und mich?" Nancy hat sowieso die besten Dialogzeilen. Einmal rät sie Harry an einer Stelle: "Machen Sie bloß, was richtig ist, und nicht das, was britisch ist." (Der Brexit-Seitenhieb muss gewollt sein.) Auch Lesley Manville wird von Autorenseite mit vergnüglich viel Gift und Galle versorgt. Dennoch ist davon auszugehen, dass in guter alter
Am besten ist "World on Fire" allerdings immer dann, wenn eher am Rande Beobachtungen zu machen sind, die das Geschehen prägnanter auf den Punkt bringen als alle Vordergründigkeiten der Haupthandlung - wenn etwa wie beiläufig ein Rabbiner gezeigt wird, der nach der Bombardierung Warschaus auf einem Trümmerhügel steht und in die Wolken ruft: "Es gibt keinen Gott im Himmel, nur die Bomben der Nazis!", oder wenn sich die Propagandabilder der Kinowochenschau gleichsam in die Augen der kleinen Rossler-Tochter bohren und einen epileptischen Anfall einleiten. In solchen Momenten geht das Serienkonzept einer multiperspektivischen Beleuchtung der Kriegswirkungen auf das zivile Leben hervorragend auf. Wenn derlei nicht in den Hintergrund gerät, könnte der BBC tatsächlich ein ebenso packendes wie kluges Historiendrama gelungen sein.
Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten beiden Episoden von "World on Fire".
Gian-Philip Andreas
© Alle Bilder: BBC/Mammoth Screen
TVNOW veröffentlicht die siebenteilige Serie "World on Fire" ab dem 29. September 2019 mit wöchentlichen neuen Episoden - parallel zur Weltpremiere bei der BBC.
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