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Neuzugang im Disney+-Franchise macht Spaß als Familienabenteuer im Sternenkrieger-Kontext
Er kann die "Macht" benutzen: Jod Na Nawood (Jude Law) ist - möglicherweise! - ein Jedi.
Disney+
TV-Kritik/Review: "Star Wars: Skeleton Crew": Wie "Die Goonies" im Weltall/Disney+

Rechtzeitig zum Advent startet Disney+ eine "Star Wars"-Serie, die sich explizit als Familien-Entertainment versteht:  "Skeleton Crew" stellt vier etwa zwölfjährige Kinder in den Mittelpunkt, Jude Law in bester Spiellaune als Westentaschen-Jedi an ihre Seite und wirft sie gemeinsam in ein Szenario, das man so zusammenfassen könnte:  "Die Goonies" im Sternenkrieger-Universum. Die ersten drei Folgen, die die Presse vorab sehen durfte, deuten darauf hin, dass dieses Konzept aufgeht.

Nach dem kurzlebigen Ausflug in die graue Vorzeit der "Hohen Republik" ( "The Acolyte" wurde, erst im Juni gestartet, schon nach Staffel 1 beendet) zieht sich das "Star Wars"-Serienfranchise zurück auf vertrautes Terrain: "Skeleton Crew" spielt, wie  "The Mandalorian" und  "Ahsoka", in der Zeit der Neuen Republik, also nach dem Ende des Imperiums und noch vor dem Aufstieg der 1. Ordnung, den die Sequel-Filmtrilogie (2015-2019) schilderte. Eine Restorationszeit also, in der die galaktische Republik in trügerischem Frieden vor sich hin existiert.

"Skeleton Crew" beginnt auf dem Planeten At Attin, von dem (zumindest meiner Kenntnis nach) in den bisherigen Filmen und Serien noch nie die Rede war, und würde man nicht wissen, dass man gerade eine "Star Wars"-Serie sieht, käme man auf den ersten Blick gar nicht auf die Idee, dass dem so sein könnte. Die vier Protagonisten leben in einer Umgebung, die sehr stark nach den US-amerikanischen Vorstadtwelten aussieht, die das Hollywood-Kino der 1980er-Jahre so gerne ausmalte: Cornflakes-Frühstück im Eigenheim, Schulweg-Eskapaden, nachmittägliche Abenteuer im nahen Wald, mobbende Klassenrüpel, genervte Lehrer. Jon Watts und Christopher Ford, die beiden Hauptautoren der Serie, geben auch an, dass für sie Filme wie  "E.T." oder eben "Die Goonies", Produktionen aus Steven Spielbergs 1980 gegründeter Firma Amblin Entertainment, Pate gestanden haben. Auch an manch Stephen-King-Verfilmung darf man denken (allen voran:  "Es"), ganz bestimmt auch an das Teenie-Space-Abenteuer  "Explorers" und an die Erfolgsserie  "Stranger Things", die all diese Vorbilder ebenfalls aufgriff.

In der Pilotepisode wird zunächst die Lebenswelt der vier Kinder etabliert, und nur in den Details unterscheidet die sich von der uns heute bekannten. Das ein oder andere Hochhaus in der Skyline wirkt futuristischer als das unsere, statt auf BMX-Rädern rasen die Kids (mal humanoid, mal Alien) auf schwebenden Hoverbikes durch die Straßen, und vor der Schultafel lehrt ein Roboter. Sowieso, überall laufen Droiden herum. Die Futurisierung bekannter Lebenswelten bleibt aber dezent - und bleibt damit der alten Formel "vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis" treu, mit der George Lucas die Science Fiction zugleich zur Vergangenheits-Fantasy gemacht hatte. Die Tablets, auf denen die Kinder hier herumdaddeln, haben jedenfalls klobige Knöpfe.

Als wär's die Welt der Achtziger: Neel (Robert Timothy Smith, l.) und Wim (Ravi Cabot-Conyers) hovern durch die Stadtnatur.
Als wär's die Welt der Achtziger: Neel (Robert Timothy Smith, l.) und Wim (Ravi Cabot-Conyers) hovern durch die Stadtnatur. Disney+

Die Kinder, das sind im Einzelnen: Wim (Ravi Cabot-Conyers), Fern (Ryan Kiera Armstrong), KB (Kyriana Kratter) und Neel (Robert Timothy Smith). Wim wird von seinem Workaholic-Vater Wendle (Tunde Adebimpe von der Rockband TV On The Radio) allein erzogen und auch oft alleingelassen. Am liebsten spielt er mit Actionfiguren von Jedi - in der Zeit der Neuen Republik sind Jedi-Ritter Helden von anno dazumal. Auf dem Schulweg spielt er mit seinem besten Freund Neel Lichtschwerterduelle nach. Neel hat übrigens einen elefantösen CGI-Alienkopf; Darsteller Smith ist nur zu hören.

Während Wim am liebsten aufregende Abenteuer erleben würde, ist Neel sicherheitsversessen: Aus treusorgender Familie stammend (wie Wim sehnsuchtsvoll beobachtet), lernt er fleißig für die Schule; Konflikten geht er aus dem Weg. Den beiden Jungs gegenübergestellt werden zwei Mädchen: Fern tritt so badass auf, dass sie eigentlich alle Merkmale eines klassischen "Mean Girls" aus herkömmlichen Highschoolfilmen mitbringt: Sie verhält sich Wim gegenüber sarkastisch, spielt Streiche. Zu Hause hat sie es allerdings mit einem ganz eigenen Endboss zu tun: Ihre Mutter Fara (Kerry Condon, oscarnominiert für  "The Banshees of Inisherin") ist die Verkörperung des Leistungsgedankens. Für ihre Tochter will sie einzig Erfolg. Denn: Ganz oben ist nicht Platz für alle. Ferns beste Freundin KB, die mit einem abgespaceten Visor herumläuft, fällt dagegen als Tüftlerin auf: Sie interessiert sich für alles, was mit Computern und Technik zu tun hat.

Zusammen führt die vier Kinder der Zufall: Weil Wim den Bus verpasst und zu einem Einstufungstest zu spät zu kommen droht, rast er mit dem Bike zur Schule (in einer Rennsequenz, die an Elliotts Fahrradfahrt in "E.T." erinnert) und landet dabei nach einem Sturz in einer Waldkuhle. Dort gräbt er eine seltsame Metallplatte aus. Weil Fern und KB davon Wind kriegen, kreuzen sie gegen Abend ebenfalls auf, als Wim und Neel das Rätsel des Gefundenen lösen wollen und unter der Platte in eine vermeintliche Höhle kriechen. Wozu das führt, ist aus dem Trailer bekannt: Die Kids werden zur "Skeleton Crew", das ist der englische Begriff für "Notbesetzung". Wim drückt auf den falschen Knopf, und ruckzuck erhebt sich ein schrottreifes Raumschiff aus der Waldkuhle, das sich mit Warp-Zunder in den Hyperspace verabschiedet - krachend die galaktische Barriere durchbrechend. Wims Vater kann nur entgeistert hinterherschauen.

Zwei Girls geben Vollgas: KB (Kyriana Kratter, l.) und Fern (Ryan Kiera Armstrong) sind schneller als die Jungs.
Zwei Girls geben Vollgas: KB (Kyriana Kratter, l.) und Fern (Ryan Kiera Armstrong) sind schneller als die Jungs. Disney+

Damit ist der Boden bereitet für ein Space-Abenteuer, als dessen Fluchtpunkt die Rückkehr in die Heimat gesetzt zu sein scheint. Zunächst aber beginnt eine Reise, die sich mal augenzwinkernd, mal voller Emphase, aber immer lustvoll im Baukasten der Star-Wars-Mythologie bedient. Zu viel verraten über das, was in den ersten Episoden passiert, wollen wir natürlich nicht, aber allein der kunstvoll räudig versiffte "Spaceport", der Weltraumhafen, der als erstes Reiseziel auf der Agenda der unfreiwillig Sternenreisenden steht, hat jede Menge Überraschungen zu bieten, und das nicht nur als verschmitzte Variante der "Cantina" aus dem allerersten  "Krieg der Sterne". Einen Droiden-Sidekick gibt es natürlich auch: Dem komplett verrosteten SM 33 kriechen schon Alien-Ratten aus dem Auge, gesprochen wird er vom britischen Comedian Nick Frost ( "Truth Seekers").

Als Hauptgegner der vier Kinder kristallisiert sich bald eine Horde (Weltraum-)Piraten heraus, als Reisegefährte hingegen ein angeblicher Jedi: Im Gefängnis lernen sie Jod Na Nawood kennen, der, so lässt der Prolog der Eröffnungsfolge vermuten, selbst mal ein Pirat war, ehe gegen ihn gemeutert wurde. Jude Law hat an dieser Rolle, die erst ab der dritten Episode ins Geschehen eingreift, sichtlich viel Spaß. Seine Darstellung verquickt Han Solo und (Ewan McGregors) Obi-Wan Kenobi mit der halbseidenen Aura eines leicht vertrottelten Trickdiebs. Er wirkt sympathisch und lässt doch Zweifel aufkommen: ideale Voraussetzungen für den Rest des Plots. Ist er wirklich ein Jedi? Wenn nein, warum ist die "Macht" dann mit ihm? Und warum halten alle At Attin, die Heimat der Kinder, für einen mythischen Schatzplaneten?

Tatsächlich befeuern die ersten drei Episoden, die mit effektiven Cliffhangern enden, das Weiterschauenwollen ungemein. Watts und Ford, die schon  "Spider-Man" erfolgreich ins Marvel Cinematic Universe hineingetragen haben, machen hier vieles richtig: Sie setzen auf die staunäugige Abenteuerlust des US-amerikanischen Coming-of-Age-Kinos und übernehmen dabei auch das berühmte "Spielberg Face", Zooms auf aufgerissene Augen und Münder der Protagonisten, wenn sich Unglaubliches vor ihnen abspielt, wie damals beim Auftritt der Dinosaurier in  "Jurassic Park". Diese Mixtur aus Staunen und Erschrecken findet sich in "Skeleton Crew" mustergültig wieder. Bisweilen darf es schon auch mal gruselig werden, immer aber ist das garniert mit jener Art adoleszentem Witz, der ebenfalls aus den Filmen von Spielberg, Chris Columbus, Robert Zemeckis und Co. bekannt ist.

Wie steuert man als Schulkind ein ramponiertes Sternenschiff? Wim, KB, Neel und Fern lassen es sich von Jod erklären.
Wie steuert man als Schulkind ein ramponiertes Sternenschiff? Wim, KB, Neel und Fern lassen es sich von Jod erklären. Disney+

Das alles wird geschickt up-to-date gebracht, mit umgekehrten Geschlechtervorzeichen bei den zaudernden Jungs und mutigen Mädchen, die sich wiederum verwirbeln, als Fern und Wim in der dritten Folge beide erstmals an den Space-Kanonen sitzen und eine erste kleine Weltraumschlacht ansteht. Die Action-Setpieces machen dabei einen sehr ordentlichen Eindruck, für viele Einstellungen kann der Bildschirm eigentlich kaum groß genug sein (etwa eine spektakuläre Kamerafahrt über die verschiedenen Ebenen des Weltraumhafens).

Mit unpassenden Kinderdarstellern wäre das Ganze dennoch viel weniger gut aufgegangen. Zum Glück aber ist die Besetzung top: Kratter und Smith kann man noch als Newcomer bezeichnen, Cabot-Conyers aus der Comedy  "#blackAF" kennen. Ryan Kiera Armstrong ist sogar schon fast eine Veteranin. Sie wurde 2022 dadurch bekannt, dass sie mit elf Jahren (für ihre Hauptrolle in  "Firestarter") für eine Goldene Himbeere nominiert wurde - was später zurückgenommen werden musste. Zu Recht, denn am Scheitern jener Stephen-King-Verfilmung war sicherlich nicht sie schuld. Die Rolle der Fern stattet Armstrong nun mit einer angenehm ungnädigen Wildheit aus - es wird interessant sein, beim Aufbrechen dieses Panzers zuzusehen.

Auf Überraschungen darf man sich gefasst machen, weil auch die Autoren Freude am Verwirrspiel haben. So wird in Folge 3 etwa der Auftritt einer langjährigen Freundin von Jod angekündigt, den  "Arrested Development"-Star Alia Shawkat dann in sehr unerwarteter Form absolviert. Spätestens dann legt sich auch ein gewisser Weihnachtszauber über das Geschehen, wobei der "Star Wars"-Kontext immer präsent bleibt. Wer sich damit auskennt, wird sicher seine Freude an der Serie haben. Doch sie funktioniert eben auch für eine jüngere oder ganz junge Generation, deren "Star Wars"-Horizont bislang vielleicht bei Grogu endete - wenn überhaupt.

Wie sorgfältig gearbeitet wurde, kann man auch an der Riege hochkarätiger Regisseure ablesen, die für die Serie verpflichtet werden konnte: Neben Watts inszenierten beispielsweise David Lowery ( "The Green Knight"), das Gespann Daniel Kwan und Daniel Scheinert (oscarprämiert für  "Everything Everywhere All at Once") oder Lee Isaac Chung (oscarnominiert für  "Minari") Folgen. Ob die fröhliche Erzähllust der ersten Episoden bis Mitte Januar (dann läuft die achte Folge) aufrechterhalten werden kann, ist wie üblich zum jetzigen Stand nicht vorherzusagen; die ersten Kapitel jedenfalls stimmen äußerst positiv.

Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten drei Episoden von "Star Wars: Skeleton Crew".

Meine Wertung: 4/5

"Star Wars: Skeleton Crew" wird auf Disney+ ab dem 3. Dezember veröffentlicht. Zum Auftakt gibt es eine Doppelfolge aus der achtteiligen Auftaktstaffel, die weiteren Episoden kommen dann immer mittwochs.



 

Über den Autor

Gian-Philip Andreas hat Kommunikationswissenschaft studiert und viel Zeit auf diversen Theaterbühnen verbracht. Seit 1997 schreibt er für Print und online vor allem über Film, Theater und Musik. Daneben arbeitet er als Sprecher (fürs Fernsehen) und freier Lektor (für Verlage). Für TV Wunschliste rezensiert er seit 2012 Serien. Die seiner Meinung nach beste jemals gedrehte Episode ist Twin Peaks S02E07 ("Lonely Souls") ­- gefolgt von The Sopranos S03E11 ("Pine Barrens"), The Simpsons S08E23 ("Homer's Enemy"), Mad Men S04E07 ("The Suitcase"), My So-Called Life S01E11 ("Life of Brian") und selbstredend Lindenstraße 507 ("Laufpass").

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Leserkommentare

  • Dr. Seltsam schrieb am 15.12.2024, 21.57 Uhr:
    Naja, bisher sind die kurzen Episoden doch recht langweilig.Und dadurch das die Episoden so kurz sind gibt es auch kaum einen Fortschritt.