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TV-Kritik/Review: "The Outsider": HBOs Stephen-King-Adaption überzeugt mit extrem starker Besetzung
(19.01.2020)
Früher gab es mal so etwas wie die unumstößliche Regel, dass auf eine gute Stephen-King-Verfilmung (wie
Inzwischen gilt diese Regel längst nicht mehr. Denn trotz zweifellos immer noch vorhandener King-Gurken (wie die Serienneuverfilmung von
Auch die HBO-Produktion
Denn gerade zu Beginn der Geschichte ist "The Outsider" vor allem ein zappendusteres Krimidrama rund um einen Kindermord. Es ist ein abgründiges Szenario, das sich hier auftut, atmosphärisch und thematisch erinnert es an die genannten Lehane-Romane (und deren Verfilmungen durch Ben Affleck und Clint Eastwood) ebenso wie an moderne Genre-Serienklassiker à la
Nahe einer Kleinstadt im ländlichen Georgia wird ein Junge tot und übel zugerichtet im Wald gefunden. Als Detective Ralph Anderson (Ben Mendelsohn,
Dann aber gibt es, noch in der Pilotepisode, eine frappierende Wendung: Der von Glory beauftragte Anwalt Howie Gold (Bill Camp,
Anderson, dessen Teenager-Sohn wenig zuvor an Krebs starb, findet keine Ruhe mehr, auch seine Gattin Jeannie (Mare Winningham,
Zu diesem Zeitpunkt - am Ende der zweiten Episode - ist die eigentliche zweite Hauptfigur aus Roman und Serie übrigens noch gar nicht in Erscheinung getreten: Privatdetektivin Holly Gibney, eine dem Unerklärlichen zugeneigte Autistin. Mit ihrer metaphysischen Stoßrichtung ist sie fortan das passende Gegenstück zum verzweifelt rationalen Cop Anderson. King-Leser kennen Gibney aus den "Mr.-Mercedes"-Romanen und aus deren Verfilmung, darin spielt die weiße Justine Lupe (
Dass bei der Tötung des Jungen böse Mächte im Spiel gewesen sein müssen, ist geübten King-Guckern und -Lesern indessen schnell klar und allen anderen spätestens dann, wenn ein merkwürdiger Typ mit Kapuze und hutzelgnomigem Gruselgesicht mehrfach verdächtig unbeteiligt in der Szenerie herumsteht: Ist er ein Dämon, der sich des arglosen Englischlehrers bemächtigte und ihn zum Morden anstiftete, so wie es weiland Bob mit Leland Palmer tat in
Die typischen King-Themen tauchen jedenfalls alle wieder auf: Kleinstadtleben, Teenager in Gefahr, Little-League-Baseball, tief sitzende Trauer und jede Menge Schrecknisse, die den "American Way of Life" zerschmettern. Was hier aber vor allem auffällt, ist eine Inszenierung, die sich nicht bloß mit der bloßen Gegenüberstellung von heiler Familienwelt und brutalem Boogeyman-Grusel begnügt. Autor Price und Maitland-Darsteller Bateman, der in Personalunion als Regisseur und Produzent auch die ersten beiden Episoden verantwortete, setzen vielmehr auf eine hochambitionierte Inszenierung, die fast schon ein wenig zu artsy daherkommt: Die Geschehnisse der Pilotepisode werden zunächst auf zwei verschiedenen Zeitebenen parallelgeführt, ehe sie sich am Ende treffen, die verkanteten Perspektiven mit ihren oft aus dem Zentrum verschobenen Figuren erinnern an Sam Esmails typische Regie-Moves aus
Man darf gespannt sein, wohin das alles führt - vielversprechend ist es definitiv. Dennoch muss leise Skepsis erlaubt bleiben, schließlich zählt der zugrunde liegende Roman definitiv nicht zu den wohlgelittensten in Kings ausuferndem Werk. Kleinstadt-Krimi und Gruselhorror haben definitiv schon besser zueinandergefunden als in diesem 750-Seiten-Wälzer. In den ersten Episoden der Verfilmung sind es bezeichnenderweise weniger die (wenigen) Schockmomente, sondern vor allem die sich andeutenden sozialen Verwerfungen im Städtchen, die den Machern am eindrucksvollsten gelingen: auf der einen Seite der Kollaps sowohl der Opferfamilie als auch der Familie des vermeintlichen Täters, dessen Schuld nicht bewiesen werden kann, auf der anderen Seite der zunehmende Zorn auf Detective Anderson, der es wagt, ein populäres Mitglied der Stadtgemeinschaft in Misskredit zu bringen, woraufhin er selbst mehr und mehr zum "Outsider" wird.
Zum Glück hat Darsteller Mendelsohn keine Probleme, diesen von Trauer, Wut und Obsession zusehends getriebener wirkenden Mann um die fünfzig punktgenau auf den Bildschirm zu bringen. Der Australier, dessen sonores, lispelndes Grollen schon in der Netflix-Serie
Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten beiden Episoden von "The Outsider".
Der amerikanische Pay-TV-Sender HBO strahlt die Miniserie "The Outsider" aktuell aus. Sie wird - voraussichtlich im März 2020 - durch Sky Atlantic im deutschen TV ausgestrahlt. Einstweilen sind die Episoden von "The Outsider" immer unmittelbar nach der Weltpremiere im englischen Originalton über die on-Demand-Dienste Sky Q, Sky Go und das Streamingangebot Sky Ticket.
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