Das Jahr 2016 ist fast Geschichte. Zeit für den traditionellen Jahresrückblick auf die wichtigsten Ereignisse und Themen in der TV-Welt. Wir lassen die vergangenen zwölf Monate in zwei Teilen Revue passieren. Los geht es mit dem nationalen Rückblick: Welche Nachrichten haben die deutsche Fernsehlandschaft geprägt und welche Flops haben die meisten Zuschauer inzwischen schon wieder verdrängt? Und welche Themen interessierten die Nutzer von TV Wunschliste in den vergangenen zwölf Monaten am meisten? Ein Blick zurück auf die wichtigsten Ereignisse des TV-Jahres geordnet nach Themengebieten.
TV-Mann des Jahres: Jan Böhmermann
Schmähgedicht Jan Böhmermann war 2016 aus mehreren Anlässen in aller Munde. Der Satiriker, der mit seiner Show "Neo Magazin Royale" normalerweise vor einem überschaubaren Nischenpublikum im Spartenkanal ZDFneo sendet, war 2016 Mittelpunkt einer regelrechten Staatsaffäre zwischen Deutschland und der Türkei. Mit seinem "Schmähgedicht" wollte Böhmermann dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan den Unterschied zwischen Meinungsfreiheit und Schmähkritik demonstrieren und wies darauf hin, dass Letzteres in Deutschland verboten sei. Es folgte eine Aneinanderreihung von übelsten Beleidigungen. Daraufhin erstattete Erdogan Anzeige und berief sich nicht nur auf den üblichen Beleidigungsparagrafen 185, sondern insbesondere auf den umstrittenen Paragrafen 103 des Strafgesetzbuches, der die Beleidigung von Organen und Vertretern ausländischer Staaten unter Strafe stellt. Bundeskanzlerin Angela Merkel stimmte der Strafverfolgung zu, kündigte aber im gleichen Atemzug an, dass die Koalition noch in dieser Wahlperiode ein Gesetz zur Abschaffung verabschieden wird, da der Paragraf "für die Zukunft entbehrlich" sei. Das neue Gesetz soll 2018 in Kraft treten.
Böhmermann war plötzlich Thema Nr. 1 und Deutschland führte wieder einmal eine Diskussion über die Freiheit und Grenzen von Satire. Die Mainzer Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen gegen den Moderator im Oktober eingestellt, da "strafbare Handlungen nicht mit der erforderlichen Sicherheit nachzuweisen" waren. Davon unberührt geblieben ist jedoch Erdogans "private" zivilrechtliche Klage unter Berufung auf den "Beleidungsparagrafen" 185, da sich Erdogan durch den Beitrag von Böhmermann in seiner Ehre verletzt sah. Das Hamburger Landgericht hat die Entscheidung über das Verfahren auf 2017 verschoben.
#verafake
Doch nicht nur mit dem Schmähgedicht sorgte Jan Böhmermann für Aufsehen, sondern auch mit dem sogenannten #verafake. Dem Satiriker und seinem Team war es gelungen, zwei Schauspieler in die umstrittene RTL-Kuppelshow "Schwiegertochter gesucht" einzuschleusen und so die fragwürdigen Praktiken des Senders und der Produktionsfirma Warner aufzudecken und anzuprangern. Mithilfe von versteckten Kameras kamen sämtliche Abgründe der Produktionsarbeit ans Tageslicht, die zwar gemeinhin als offenes Geheimnis gelten, jedoch noch einmal eine völlig neue Dimension der Dreistigkeit offenbarten. Die gesamte Tragweite hinsichtlich des gewissenlosen Umgangs mit den Kandidaten, der gezielten Manipulation sowie der schier endlosen Gier nach Aufmerksamkeit, wurde auf diese Weise aus erster Hand und absolut ungeschönt dokumentiert.
Bedauerlicherweise hatte dies keine weitreichenden Konsequenzen für Sender und Produktionsfirma. Die für RTL zuständige Niedersächsische Landesmedienanstalt (NLM) lehnte ein offizielles Prüfverfahren ab. Stattdessen habe man sich mit dem Sender auf neue Regeln geeinigt, was die Auswahl und Präsentation der Teilnehmer betrifft. So soll künftig verhindert werden, dass Kandidaten mit geistiger Beeinträchtigung von den Machern vorgeführt werden. Die Landesmedienanstalt wendet sich in dem Report mit einem abschließenden Appell auch an die Zuschauer: "Neben der Verantwortung der Medienschaffenden ist auch an die Verantwortung der Mediennutzenden zu appellieren: Es wird nur das produziert, was die Zuschauerinnen und Zuschauer sehen wollen." So wahr dies auch sein mag: Der Report zeigte letztendlich, dass die Aufsichtsbehörde anscheinend über keine wirkungsvolleren Mittel verfügt, um den von RTL und Warner demonstrierten Praktiken ein für alle mal einen Riegel vorzuschieben.
Ereignisse in der Fernsehwelt Das Ende der WDR-Traditionsformate "Zimmer frei!" und "Domian"
Bereits in den vergangenen Jahren verabschiedeten sich auffallend viele liebgewonnene Gesichter aus dem deutschen Fernsehen. Zu dem noch gar nicht so lange zurückliegenden Ende von "Wetten, dass..?", der "Harald Schmidt Show" und "TV total" gesellten sich 2016 auch die kultige WG-Show "Zimmer frei!" mit Götz Alsmann und Christine Westermann sowie der Nighttalk "Domian". Die beiden langjährigen Formate prägten den WDR seit den 1990er Jahren und waren die letzten Überbleibsel eines anderen TV-Zeitalters. Innerhalb eines relativ kurzen Zeitraums mussten sich die Zuschauer also von zahlreichen Traditionsformaten verabschieden, mit denen viele Erinnerungen verbunden sind. Zufall oder Ausdruck eines Zeitgeists?
funk - Das neue Jugendangebot von ARD und ZDF geht auf Sendung
Das schon im Jahr 2012 angekündigte Jugendangebot ist im Oktober 2016 tatsächlich gestartet worden. Aus dem ursprünglich als linearer Fernsehkanal geplanten Projekt wurde letztendlich ein reines Online-Angebot, wo die junge Zielgruppe ohnehin am häufigsten anzutreffen ist. Es hört auf den schlichten Namen funk und richtet sich an Zuschauer unter 30 Jahre. Zum Start wurden 40 Formate über die Streamingplattform angeboten. Finanziert wird funk durch den Rundfunkbeitrag. Das Gesamtbudget liegt bis zum Ende 2020 bei jährlich maximal 45 Millionen Euro, wobei die ARD zwei Drittel und das ZDF ein Drittel der Kosten übernimmt. Für Kritik sorgt in diesem Zusammenhang, dass es sich bei zahlreichen Sendungen um bereits zuvor bestehende YouTube-Formate handelt, die nun ein öffentlich-rechtliches Dach erhalten haben und von den Rundfunkgebühren finanziert werden. Im Gegenzug wurden Ende September die beiden Digitalkanäle EinsPlus und ZDFkultur endgültig eingestellt.
Neue deutsche Stimme für Homer Simpson
Monatelang machte ProSieben ein großes Geheimnis daraus, wer bei den "Simpsons" in die großen akustischen Fußstapfen des im November 2015 verstorbenen Synchronsprechers Norbert Gastell treten werde. Im Rahmen eines Pressescreenings in der Astor Film Lounge Berlin wurde schließlich enthüllt, wer die neue deutsche Stimme von Homer Simpson ist: Es handelt sich um Christoph Jablonka. Der 1956 geborene Münchner ist seit vielen Jahren als Schauspieler und Synchronsprecher tätig. In den Serien "Star Trek - Enterprise" und "Die wilden Siebziger" war er die deutsche Stimme von James Avery. Auch in diversen Animeserien ist er zu hören, darunter in "One Piece". Außerdem ist er als "Station Voice" beim Pay-TV-Anbieter Sky tätig. Die überwiegende Mehrheit wurde von der neuen Stimme positiv überrascht und konnte sich schnell damit anfreunden.
1000 Folgen "Tatort"
Der deutsche Krimi-Dauerbrenner feierte im November 2016 seine 1000. Folge. Zum traditionellen Termin um 20.15 Uhr wurde der Jubiläums-"Tatort" im Ersten ausgestrahlt, der wie der legendäre erste "Tatort" aus dem Jahr 1970 den Titel "Taxi nach Leipzig" trägt. Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler) und Klaus Borowski (Axel Milberg) ermitteln darin gemeinsam. Der "Tatort" ist ein Phänomen im deutschen Fernsehen. In einer Zeit, in der viele Menschen mittlerweile kaum noch bereit sind, zu einem vorgegebenen Termin den Fernseher einzuschalten, stellt der Sonntag um 20.15 Uhr eine Ausnahme dar. Jung und Alt versammeln sich jede Woche vor dem Bildschirm, um gemeinsam mitzufiebern - der "Tatort" ist eines der wenigen verbliebenen TV-Lagerfeuer, über das am nächsten Tag mit Kollegen und Freunden gesprochen wird. Schon während der Ausstrahlung wird in sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter rege über den aktuellen Fall diskutiert. Seit Jahren wird der "Tatort" in einigen Bars und Restaurants jeden Sonntag sogar als Public-Viewing-Veranstaltung öffentlich aufgeführt. Und Das Erste freut sich regelmäßig über Zuschauerzahlen in zweistelliger Millionenhöhe.
Die Posse um Servus TV
Für viel Lärm um Nichts sorgte der österreichische Privatsender Servus TV. Anfang Mai hieß, dass der Kanal, der sich im Besitz der Red Bull Media House GmbH befindet, den Sendebetrieb komplett einstellen wird. Nur einen Tag später folgte das Dementi. Nachdem zunächst als offizieller Grund der mangelnde wirtschaftliche Erfolg des Senders angegeben wurde, kam später heraus, dass eine von ein paar Mitarbeitern ins Leben gerufene Initiative zur Gründung eines Betriebsrats den Servus-TV-Gründer Dietrich Mateschitz derart erzürnt hatte, dass er kurzerhand den Laden dicht machen wollte und im Schnellschuss allen 264 Mitarbeitern kündigte. Nachdem Mateschitz seine Macht demonstriert hatte, wurde auf die Gründung des Betriebsrats verzichtet, die Gemüter beruhigten sich und Servus TV blieb weiter auf Sendung.
Das große Sendergründen: RTLplus, N24 Doku, kabel eins Doku, Toggo Plus, RTL II YOU, Sky 1, Zee.One
2016 schossen neue TV-Sender wie die Pilze aus dem Boden. Aufgrund des sich immer stärker fragmentierenden Fernsehmarktes stampften Sendergruppen neue Kanäle aus dem Boden, die sich an spezielle Altersklassen und Zielgruppen wenden - mit dem Ziel, noch ein paar Prozentpunkte mehr vom Marktanteilskuchen abzubekommen. Und so gingen RTLplus (für weibliche "Best Ager" ab 45 Jahren), kabel eins Doku (für Männer zwischen 40 und 64), Zee.One (für Bollywood-Fans), RTL II YOU (Streamingkanal für 14- bis 25-Jährige) sowie N24 Doku als Timeshift-Variante zu N24 und Toggo Plus als Timeshift-Variante zu Super RTL an den Start. Der Pay-TV-Riese Sky hob schließlich noch den neuen Entertainmentkanal Sky 1 aus der Taufe, um nicht mehr als reiner Sportanbieter wahrgenommen zu werden und ein Mainstream-Publikum anzusprechen. Doch ob immer mehr Sender das Allheilmittel gegen den stetigen Zuschauerrückgang des Fernsehens sind?
Cindy aus Marzahn hört auf
Ilka Bessin hing ihre engen pinken Leggins an den Nagel. Die Komikerin, die mit ihrer Rolle als Cindy aus Marzahn deutschlandweit bekannt wurde, wird diese fortan nicht mehr verkörpern. "Wenn man sich elf Jahre lang Abend für Abend eine Perücke aufsetzt und einen pinkfarbenen Jogginganzug anzieht, muss man aufpassen, dass die Leute nicht irgendwann sagen: Boah, ich kann den Scheiß nicht mehr sehen. So weit soll es nicht kommen", so Bessin. Demnach wollte sie vor allem vermeiden, dass sich die Figur totspiele. Noch vor ein paar Jahren feierte sie große Erfolge, doch zuletzt ließen die Ticketverkäufe nach. Auch die Schattenseiten der Bühnenlebens hat Bessin in ihrer Zeit als Cindy erlebt, wurde auf Facebook übel beschimpft oder stieß bei ihrem Publikum auf wenig Verständnis, als sie sich in ihren Shows zunehmend politischer äußerte.
Elton und Buschi starten durch
Für zwei andere TV-Köpfe war 2016 ein Karriereschub. Elton und Frank Buschmann, die beide eng mit ProSieben und dem Raab-Universum verknüpft sind, starteten im Jahr nach dem Rückzug von Stefan Raab aus dem TV-Geschäft so richtig durch. Elton ist nicht nur neuer Moderator von "Schlag den Star", sondern auch bei den Öffentlich-Rechtlichen sehr gefragt. Er ist festes Mitglied in dem erfolgreichen ARD-Vorabendquiz "Wer weiß denn sowas?", moderiert "Die Superpauker" im NDR und hat zusätzlich zu "1, 2 oder 3" im KiKA die nach ihm benannte Personality-Show "Elton!" erhalten. Frank "Buschi" Buschmann ist hingegen zum wohl gefragtesten Kommentator geworden. Dies tat er zuletzt nicht nur bei Sportveranstaltungen, sondern auch bei "Schlag den Raab" und im vergangenen Sommer bei "Ninja Warrior Germany". 2017 wechselt Buschmann nun von ProSieben zu RTL, wo er verstärkt in Unterhaltungsshows im Einsatz sein wird. Darüber hinaus wird er ab der Saison 2017/2018 exklusiv für Sky die Spiele der Fußball-Bundesliga kommentieren und erhält mit der deutschen Adaption von "A League of Their Own" auch noch eine eigene Sport-Comedyshow.
Trends in der TV-Branche Retro, Retro, Retro
Aus irgendeinem Grund wurde 2016 zum Jahr der Retro-Welle. Angefangen hat alles mit dem neu gegründeten Sender RTLplus, der sich gezielt an die älteren Zuschauer richtet und "Gutes von früher" präsentieren will. In diesem Zusammenhang kam es zum Comeback der vier Gameshow-Klassiker "Jeopardy!", "familien duell", "Ruck Zuck" und "Glücksrad" - allesamt aufgepimpt mit knalligen Farben und neuen Moderatoren. Während sich Oliver Geissen als Glücksgriff für "Ruck Zuck" erwies, entpuppte sich der nervöse, roboterartige Jan Hahn als komplette Fehlbesetzung fürs "Glücksrad". Dennoch holten alle vier Gameshows erfreuliche Quoten für den kleinen Sender und werden 2017 fortgesetzt.
Sat.1 Gold zog im Oktober nach und brachte das "Herzblatt" unter dem neuen Titel "Herz sucht Liebe" zurück. Thomas Ohrner übernahm die Moderation der Neuauflage, während die erotische Off-Stimme von früher, Susi Müller, erneut mit an Bord war. Allzu gelungen war das Comeback jedoch weder inhaltlich noch aus Quotensicht. Einen Tag vor Silvester bringt RTL Nitro nun auch noch die Erotik-Gameshow "Tutti Frutti" zurück, die Anfang der 1990er für Aufregung sorgte. Ob es diese Neuauflage mit Jörg Draeger, der in die Fußstapfen von Hugo Egon Balder tritt, wirklich braucht und ob die Show noch zeitgemäß ist, sei mal dahingestellt. 2017 geht es jedenfalls munter weiter mit dem Retro-Trend. Schon für Anfang Januar hat RTL Nitro das Comeback der 1980er-Jahre-Musikclipsendung "Ronny's Pop Show" angekündigt - diesmal allerdings nicht mit einem echten Schimpansen, sondern einer Puppe, die von Martin Reinl ("Zimmer frei!") gesprochen wird. Man darf gespannt sein, welche längst eingestellten Formate demnächst noch eine unverhoffte Wiedergeburt erleben werden.
Amazon Prime und Netflix produzieren erste deutsche Serien
Galten deutsche Serien viele Jahre als rückständig und kaum vergleichbar mit dem internationalen Standard, hat sich in letzter Zeit eine Trendwende abgezeichnet. Mit Erfolgen und Kritikerlieblingen wie "Club der roten Bänder", "Deutschland 83" und "Weinberg" können sich VOX, RTL und TNT Serie schmücken. ZDFneo legte mit der ersten eigenproduzierten Dramaserie "Tempel" nach. Während aus dem Hause ProSiebenSat.1 in dieser Richtung auffallend wenig geschieht, nehmen sich die allgegenwärtigen Streaming-Dienste Amazon Prime und Netflix der Aufgabe an. Anfang 2017 soll die erste deutsche Amazon-Serie "You are Wanted" an den Start gehen. Neben Hauptdarsteller Matthias Schweighöfer, der die Serie auch produziert und inszeniert, sind namhafte Schauspieler wie Alexandra Maria Lara, Karoline Herfurth und Tom Beck im Cast. Schweighöfer spielt den Projektmanager eines Kongresszentrums in Berlin. Der wird Opfer eines mysteriösen Hackerangriffs, der seinen beruflichen Erfolg und sein privates Glück in Gefahr bringt. Im gleichen Jahr soll auch die erste deutsche Netflix-Serie "Dark" veröffentlicht werden. Vier Familien in einer durchschnittlichen deutschen Kleinstadt stehen im Zentrum der übernatürlichen Familiensaga. Das mysteriöse Verschwinden zweier Kinder sorgt dafür, dass der Schein von einer heilen Welt zerbricht und die dunklen Geheimnisse der Familien ans Licht kommen.
Am Nachmittagsprogramm der Privatsender lassen sich oftmals nicht nachvollziehbare Trends beobachten. Waren es in den 1990er Jahren die Talkshows und in den 2000er die Gerichtsshows, sind es seit einigen Jahren Scripted-Reality-Formate mit hanebüchenen Storys und dilettantischen Laiendarstellern. Zunächst zeigten RTL und Co. in Sendungen wie "Familien im Brennpunkt" bzw. "Pures Leben - Mitten in Deutschland" die soziale Unterschicht. Diese frei erfundenen Alltagsgeschichten wichen inzwischen den ebenso frei erfundenen Einsätzen von Fake-Polizisten. Bei RTL ist es "Der Blaulicht Report", bei Sat.1 "Auf Streife" und bei RTL II gehen "Die Straßencops" auf Verbrecherjagd. Mehrere Programmstunden pro Tag werden mit diesen Scripted-Realitys und ihren Ablegern bestückt. Im Vergleich dazu wirkt das Nachmittagsprogramm von ARD und ZDF mit "Sturm der Liebe" und "Bares für Rares" Oscar-würdig.
Zu den Verlierern im Show-Bereich gehört bedauerlicherweise ProSieben. Denn im Gegensatz zu vielen anderen Mitbewerbern ruhte sich der Sender nicht auf althergebrachten Formaten aus, sondern experimentierte frohen Mutes mit neuen Sendungskonzepten und gab im ersten Jahr der Post-Raab-Ära unverbrauchten Gesichtern eine Chance. Davon war einiges verzichtbar ("Match Factor", "Risky Quiz", "Deutschland tanzt!"), anderes hingegen erfreulich unkonventionell und anarchisch ("Das ProSieben Auswärtsspiel", "Die beste Show der Welt", "Studio Amani", "Applaus und Raus!"). Man darf hoffen, dass sich ProSieben von den Misserfolgen nicht entmutigen lässt und weiter an Shows abseits des Mainstreams arbeitet, die sich durch Qualität und Originalität auszeichnen.
Sat.1
Der Bällchensender wagte im Herbst 2016 einen Umbau seinen Programmschemas und verlegte die Ausstrahlung der Erfolgscastingshow "The Voice of Germany" von Freitag auf Sonntag - mit Erfolg. Selbst gegen den quotenstarken "Tatort" konnte das Format wie auch die im Anschluss gezeigte Comedyshow "Luke! Die Woche und ich" überdurchschnittliche Werte einfahren. Ob die Zuschauer auch abseits von "The Voice" sonntags Lust auf Shows haben, wird sich 2017 zeigen. Weniger erfolgreich war Sat.1 2016 jedenfalls mit der Realityshow "Promi Big Brother", da die Staffel mit nahezu unverändertem Ablauf äußerst langweilig geriet. Auch mit den Shows "Superkids", "Ran an den Mann" und "Karawane der Köche" gewann Sat.1 keinen Blumentopf.